Das Schweriner E-Werk als Spielstätte des Staatstheaters schließt
Im Städtischen Elektrizitätswerk am Nordufer des Schweriner Pfaffenteichs wurde bis 1969 Strom produziert. Seit 1998 war das E-Werk Spielstätte des Mecklenburgischen Staatstheaters - bis jetzt, denn in den kommenden Jahren soll die Bühne saniert werden.
Eigentlich war das E-Werk nur als Übergangsspielstätte geplant. Das eigentliche Provisorium blieb dann doch 24 Jahre bestehen. Rüdiger Lasch führt den Besucher über die Bühne des E-Werks und gleich hinter einem Vorhang öffnet er eine große Doppeltür. "Hier hinten geht das Tor auf und man sieht den Blick auf den Ziegelinnensee. Davor fahren ein paar Autos entlang. Dass dieses E-Werk hier ein außerordentlicher Kraftplatz ist, spürt man. Es ist einfach ein großartiger Platz. Und ich hoffe, dass hier jemals wieder 'Tara' gespielt werden kann." Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Rüdiger Lasch Beleuchter in dieser Spielstätte am nördlichen Pfaffenteich mit Blick auf den Ziegelsee. Doch sein Wunsch, dass im E-Werk bald wieder Theater gespielt werden kann, wird sich so schnell nicht erfüllen.
Renovierung des E-Werks soll über 40 Millionen Euro kosten
"Wir haben einmal eine Kostenschätzung gemacht, was das kosten würde. Für die Renovierung werden wir jetzt einen Betrag von über 40 Millionen Euro brauchen, damit das E-Werk ordentlich ausgestattet wird. Und das sehe ich in Zeiten wie diesen im Moment noch nicht.", sagt der Kaufmännische Geschäftsführer des Mecklenburgischen Staatstheaters, Christian Schwandt. Er verweist aber gleichzeitig auf die neue Spielstätte für die kommende Spielzeit - die M*Halle im Plattenbaugebiet Großer Dreesch: "Wir planen etwa fünf Jahre in der M*Halle zu bleiben und kein Mensch weiß, ob das E-Werk danach renoviert ist oder nicht." Mit Schillers "Kabale und Liebe" ist die erste Premiere in der neuen M*Halle für den 1. Oktober vorgesehen.
Zum E-Werk gab es anfangs skeptische Stimmen
Im nun geschlossenen E-Werk gab es die erste Premiere im September 1998 mit Brechts "Die Kleinbürgerhochzeit". Einer, der das E-Werk in all den vergangenen 24 Jahren als Schauspieler erleben durfte, ist Jochen Fahr: "Ich erinnere mich, dass ich hier noch ganz frisch im Ensemble war und viele gestandene Kolleginnen und Kollegen im Ensemble waren und sagten: 'Also dieses E-Werk, das geht auf gar keinen Fall. Da gehen die Schweriner auch nicht hin. Das ist so weit ab, das ist ja hinter'm Pfaffenteich. Da hält auch gar kein Bus - das geht überhaupt nicht. Und dann noch dieser Fabrikcharme.' Zum Glück hat sich das alles überhaupt nicht bewahrheitet." Ursprünglich sollte das E-Werk nur drei Jahre lang Spielstätte sein, letztlich hielt das Provisorium dann fast ein Vierteljahrhundert.
Die Aufführungen im E-Werk waren vielseitig
Jochen Fahr erinnert sich an zahlreichen Inszenierungen auf der kleinen Bühne, er spielte unter anderem die Hauptrolle in Lessings 'Nathan der Weise' sowie den Gregor Samsa in Kafkas 'Die Verwandlung', aber auch eher ungewöhnliche Rollen: "Da gibt es viele Geschichten, zum Beispiel, dass ich oben auf dem Balkon stehe, für das Stück 'Frühlingserwachen' und da bin ich hauptsächlich damit beschäftigt, Bratkartoffeln zuzubereiten. Am Ende des Stückes durfte ich dann mit den frisch zubereiteten Bratkartoffeln die Mitspieler erfreuen. Jetzt darf der Balkon, glaube ich, wegen irgendwelcher Gefahren gar nicht mehr bespielt werden. Auch mit solchen Fragen: Wie macht man wirklich krosse Bratkartoffeln? Durfte ich mich hier beschäftigen." Die Bratkartoffeln sind Geschichte, das Schweriner E-Werk bleibt als Gebäude erhalten, offen ist allerdings, wann es überhaupt saniert und wann es vielleicht wieder einmal eine Spielstätte des Mecklenburgischen Staatstheaters wird.