Das Publikum von morgen am Schauspiel Hannover
Um das Publikum von morgen anzulocken, gibt es in der aktuellen Spielzeit des Schauspiels Hannover zehn Premieren fürs junge Publikum. Zur Vorbereitung werden Schulklassen zu Workshops eingeladen, um sich auf die behandelten Stoffe einzulassen.
Workshopstart im Foyer des Ballhof Eins in Hannover. Theaterpädagogin Rabea Schubert begrüßt die Klasse 7c der Tellkampfschule mit einer Aufwärmübung: "Was ist dein Lieblingsgegenstand zu Hause?" Eine Spieldose, das Sofa, ein Schnitzmesser werden genannt - eine gedankliche Vorbereitung auf das Stück, um das es heute geht. Und auch wenn eine neue Produktion entwickelt wird, werden Jugendliche eingeladen, sagt Rabea Schubert: "Das ist uns wichtig, dass die Jugendlichen mit ihrem Wissen und mit ihren Gefühlen mit einbezogen werden. Und dass davon auch die Erwachsenen, die vielleicht manchmal gar nicht so viel Ahnung von den Themen haben, profitieren und etwas mitnehmen können. Im besten Fall ergibt sich dann eine Symbiose."
200 Schul-Workshops im Jahr am Schauspiel Hannover
Mit zehn Partnerschulen arbeitet das Schauspiel Hannover auf diese Weise zusammen, 200 Workshops veranstaltet das Theater pro Jahr. Immerhin knapp 20 Prozent der verkauften Karten gehen an Schüler*innen und Studierende. Und wenn ein Schulstoff wie derzeit "Hamlet" auf dem Programm steht, ist die Nachfrage besonders groß.
Überhaupt nehme die Bedeutung des Jugendtheaters zu, sagt die Intendantin des Schauspiels Hannover, Sonja Anders: "Früher hat man gedacht, man macht für die Kleinen Märchen und für die Großen sogenannte Jugendstücke, die aber von Erwachsenen geschrieben waren. Und jetzt ist die Herausforderung, zu erfassen, in welcher Ästhetik auch die Jungen denken, was sie wirklich beschäftigt, vielleicht auch Themen, die uns gar nicht passen."
Schüler das Rampenlicht erleben lassen
Bei der Produktion "Die Höhle auf Erden", wo es ums Zuhause geht, fiel den Erwachsenen das Thema Obdachlosigkeit ein, den Jugendlichen hingegen der eigene Körper. Der eigene Körper ist auch Thema im Workshop. Rabea Schubert hat die Klasse an die Bühne des Ballhofs geführt und lässt sie proben, wie es wäre, wenn man hier auf einmal im Rampenlicht stehen würde, vor den Augen des gesamten Publikums.
Die fünf Inklusionsschüler*innen der 7c haben sich in der Schule schon einmal im Rollenspiel erprobt. Die anderen treiben auch noch diese Fragen um: "Sie machen ja auch was im Theater. Sind Sie auch aufgeregt, obwohl sie nicht auf der Bühne stehen?" Ein Mädchen fragt, ob es in jeder Vorstellung viele Zuschauer und Zuschauerinnen gibt oder ob manchmal auch nur ganz wenige Menschen zusehen. "Wie häufig wird dieses Bühnenbild dann umgebaut?", möchte hingegen die Lehrerin wissen.
Lust aufs Theater wecken
Vor großen Gruppen sei sie auch ein bisschen aufgeregt, sagt Rabea Schubert. Und der Zuschauerraum sei mal weniger gut besucht und mal bis auf den letzten Platz ausverkauft. Umgebaut werde im Übrigen täglich, erklärt die Theaterpädagogin auf die Frage von Saskia Kuhr, die ihre Klasse begleitet hat.
Die Deutschlehrerin hält den Workshop für wichtig, denn es seien gerade Tablets für den Unterricht angeschafft worden. Da sei es gut, Alternativen anzubieten. "Ich denke, allein die Theateratmosphäre, dass sie auch mal hinter die Bühne gucken können, gerade diese ganzen technischen Dinge haben die Schüler und Schülerinnen sehr interessiert", vermutet Kuhr. "Und ich hoffe, dass sie dann auch Lust bekommen, tatsächlich häufiger ins Theater zu gehen."
Das Schauspiel Hannover ist Kulturpartner von NDR Kultur. Weitere Infos dazu finden Sie hier.