Von Monstern und Aliens: Graphic Novels im August
Am Dienstag wurden die Nominierten des deutschen Buchpreises bekannt gegeben. Wie zu erwarten, war kein Comic darunter. Grund genug, Ihnen jetzt spannende Bücher aus der Sparte Graphic Novel und Comic vorzustellen.
"Der Krieg der Welten" von H.G.Wells / Thilo Krapp

Marsbewohner landen in der Nähe von London, um die Menschheit zu vernichten. Vor über 100 Jahren, 1898, hat diese Geschichte eine Menge Leser in die Buchläden getrieben, um "Der Krieg der Welten" von H.G. Wells zu kaufen. 40 Jahre später, 1938, geraten in den Vereinigten Staaten nach der Hörspielfassung von Orson Welles die Menschen aufgrund der Überzeugungskraft dieser Umsetzung in Panik.
Thilo Krapp hat die ursprüngliche Geschichte von H.G. Wells vor Jahren als Comic herausgebracht - nun ist sie in Farbe, auf Deutsch und mit viel Liebe zum Detail erschienen, zum Beispiel bei der Inneneinrichtung, der Architektur oder der Mode um 1900. Oft schmunzelt man über die apokalyptische Dramatik. Doch Krapp zieht seine Leserinnen und Leser weiter durch die Geschichte. Die Hauptfigur Robert verliert bei der Flucht vor den Mars-Maschinen seine Frau. Das Abenteuer nimmt seinen Lauf.
Durch den grafischen Aufbau von großen und kleinen, versetzten und ineinander fließenden Bildern hält er die Spannung hoch. Auch wenn "Der Krieg der Welten" manchmal etwas konventionell wirkt, so hat Thilo Krapp eine bemerkenswert schöne Fassung des Science-Fiction-Klassikers geschaffen.
"Cheese" von Zuzu
Alles andere als konventionell und schön ist "Cheese". In der Größe und Dicke eines Telefonbuchs liegt das 264 Seiten schwere Buch von Zuzu in den Händen. Zuzu ist Italienerin, 25 Jahre alt und heißt mit bürgerlichen Namen Giulia Spagnulo - "Cheese" ist ihr Debüt. Zuzus gleichnamige Hauptfigur ist, wie ihre beiden Freunde Ricci und Dario, optisch gewöhnungsbedürftig. Nur wichtige Körpermerkmale wie Kopf, Arme oder Beine lassen vermuten, dass es sich hier um Menschen handelt. Die Nasen und Ohren sind selbst für Comic-Verhältnisse avantgardistisch deformiert. Gelenke ändern auch mal gerne den Standort.
In kurzen Episoden erfahren wir vom Alltag der Dreier-Clique, von Verliebtheiten, Geheimnissen und Peinlichkeiten. Witz gibt es auch - und nicht wenig. Etwa wenn die drei nachts im Auto unterwegs zu einem Käserennen sind. Da werden Insekten vor den Scheinwerfern plötzlich zu Glühwürmchen.
Mit frischer Sprache leben die Geschichten und so findet man sich schnell ein in diese bizarre Comic-Welt. Zuzu zeichnet ausschließlich mit einem dünnen, schwarzen Fineliner. Ohne Schatten. Wenig gehorcht gängigen Schönheitsidealen, und genau das macht dieses Buch so beeindruckend. Es bedarf schon Mut, nicht mit dem Strom zu schwimmen. Die Autorin und der Verlag haben ihn.
"GOGO Monster" von Taiyo Matsumoto
Monster beherrschen die stillgelegten Obergeschosse einer Grundschule in Japan. Erspüren kann sie nur ein Junge aus der zweiten Klasse. Dadurch wird er von seinen Mitschülern als Spinner und Sonderling abgetan. Gehör und Verständnis bekommt er nur vom alten Hausmeister und einem neuen Mitschüler.
Auf über 450 Seiten erzählt der japanische Zeichner Taiyo Matsumoto eine Geschichte zwischen Fiktion und Realität, von Freundschaft und Vertrauen, aber auch von Stigmatisierung und Ausgrenzung. Für diesen Manga hat Matsumoto den Preis der Vereinigung japanischer Comiczeichner bekommen. Wer bei dem Wort Manga zusammenzuckt, der muss sich nicht fürchten. Denn Matsumoto zeichnet nicht in der bekannten Manga-Optik - großer Kopf mit Kulleraugen. Seine Figuren sind filigraner, eher dem europäischen Markt angelegt. Aufregend, die Hauptfigur durch die Höhen und Tiefen durch stille und laute Momente zu begleiten.
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