"Henny & Ponger": Roadmovie und Lovestory für Jugendliche
Nils Mohl ist ein poetischer Schreiber, nie kitschig, immer klar und oft unerwartet in seinen Bildern. Sein Roman "Henny & Ponger" ist großartig erzählt und lustvoll konstruiert.
Sternschanze - was für ein Name! In Hamburg ist das vor allem eine S-Bahnstation - und hier Ausgangspunkt für die Geschichte von Nils Mohl: "Wenn man mich fragt, was in diesem Roman passiert, dann bleibe ich meistens in der S-Bahn hängen und sage: Da treffen sich zwei, die lesen zufällig das gleiche Buch, und dann passieren Dinge, die sonst nur in Büchern geschehen", resümiert Nils Mohl.
Ein Mädchen wie von einem anderen Stern
Die beiden, die es lesen, nennt Mohl Henny und Ponger. In der S-Bahn begegnen sie sich zum ersten Mal. Er sucht ihren Blick, sie steckt ihm ein Handy in die Tasche seines Overalls, dann stoppt der Zug:
Alles sucht nach Halt und Balance. (..) In den Scheiben steht die eben noch bewegte Welt still. Henny hat, geht Ponger auf, einfach die Notbremse gezogen. Und ist verschwunden. Leseprobe
Kurz danach wird sie ihn anrufen, ihn in Susis Werkstatt in Rothenburgsort, in der er Flipperautomaten repariert, aufsuchen und um Hilfe bitten. Ein junges Mädchen, wie von einem anderen Stern. Herkunft unbekannt. Deshalb sind die Behörden an ihr interessiert und verfolgen sie. "Ich glaube, das ist so ein Gedankenexperiment, das alle jungen Menschen haben", sagt Mohl. "Ob man im Krankenhaus vertauscht wurde; ob die Eltern überhaupt die richtigen Eltern sind; was wäre, wenn man tatsächlich woanders herkommt. Das Schöne ist, dass man das in einem Roman mal ausprobieren kann: Was passiert, wenn das wirklich Unwahrscheinliche mögliche ist?"
Ein Roadtrip nach Amrum
Wo in diesem Universum Henny zuhause ist, weiß nur sie selbst. Ponger soll ihr helfen, dorthin zurückzukehren. Erst sperrt er sich, doch fühlt er sich Henny auf unerklärliche Weise verbunden. Und so machen sie sich zusammen auf den Weg, unterstützt von Pörl, einer reizenden alten Dame, die Ponger vor Jahren bei sich aufgenommen hat: seine Herkunft - ebenfalls unbekannt. Mit einem alten Buick besonderer Bauart geht es nach Amrum, denn dort, sagt Henny, befinde sich ihr "Transportmittel".
Seit seiner Kindheit verbringt Nils Mohl große Teile des Sommers auf der Insel: "Es sieht aus wie ein Wüstenplanet, dort am Strand. Das ist sehr außergewöhnlich. Wenn man das das erste Mal selbst erlebt, glaubt man wirklich, man ist auf einem anderen Stern gelandet."
"Henny & Ponger": Eine fantastische Geschichte
So kann es sich auch anfühlen, wenn man verliebt ist oder in der Pubertät. Nils Mohl nimmt Gefühle beim Wort. "Henny & Ponger" ist Roadmovie und Lovestory, Hamburg- und Inselroman - großartig erzählt und lustvoll konstruiert. 202 Abschnitte, 18 Kapitel, genau in der Mitte heißt es:
Vom Meer bläst der Wind. Salzig, silbrig, frisch. Es kitzelt auf Pongers Zunge, ein bisschen wie Mineralwasser. "Dein Herzensort könnte auch mein Herzensort werden", sagt er. Schaut und schaut. Und dann treffen sich ihre Blicke. Leseprobe
Es folgen zwei fast leere Seiten. Mohl ist ein poetischer Schreiber, nie kitschig, immer klar und oft unerwartet in seinen Bildern. Das ist schön zu lesen: eine in doppelter Hinsicht fantastische Geschichte, die man gerne glauben möchte. Vielleicht lesen Henny und Ponger aber auch nur dasselbe Buch? Am Ende gibt es jedenfalls wieder eine Notbremsung:
Sie halten auf offener Strecke. Leseprobe
Henny & Ponger
- Seitenzahl:
- 320 Seiten
- Genre:
- Kinderbuch
- Zusatzinfo:
- ab 14 Jahren
- Verlag:
- Mixtvision
- Bestellnummer:
- 978-3-95854-182-5
- Preis:
- 18 €