Graphic Novels im September: Von Pop Art bis Asterix
Eine Verbeugung vor den Asterix-Comics, ein faszinierendes Heft über Wahrnehmung und die Geschichte von Pop Art-Künstler Keith Harring sind spannende Neuerscheinungen aus der Welt der Graphic Novels.
Am 19. Oktober beginnt die Frankfurter Buchmesse. Auch die Graphic Novels werden wieder vertreten sein. Drei Bücher werden an den Ständen und um die Stände herum bestimmt für Gesprächsstoff sorgen.
"Beim Teutates!": Herr Hase in der Welt von Asterix und Obelix
Sein Name ist Hase - Herr Hase. Nein, es handelt sich hier nicht um das Warner Brothers-Maskottchen Bugs Bunny. Es geht um Herrn Hase, die Schöpfung von Comiczeichner Lewis Trondheim. Immer wieder erlebt dieser Herr Hase Abenteuer - ob im Wilden Westen, mit Mantel und Degen oder, oder, oder. Nun verschlägt es den eher zurückhaltenden Zeitgenossen in ein kleines Dorf in Gallien. Aber nicht irgendein Dorf - es ist das Dorf des Zaubertrankes und des schiefsingenden Troubadours.
Mit Hilfe einer Maschine ist ein Bösewicht in das Universum von Asterix gereist. Herr Hase ist natürlich gleich hinterher und landet unerwartet im Körper des wohl berühmtesten kleinen Galliers. Was sich wie ein Abklatsch einer Asterix-Story anhört, ist eine tiefe Verbeugung von Lewis Trondheim vor den Großen des französischen Comics, den Schöpfern von Asterix und Obelix: René Goscinny und Albert Uderzo.
Auf den für Asterix-Bände typischen 48 Seiten wird ein Feuerwerk an Anspielungen, Überspitzungen und Wendungen abgefackelt, dass es eine Freude macht. Legendär, wenn es zu einer typischen Rauferei mit römischen Soldaten kommt - nur mit einem etwas anderen Ausgang - oder der Fischhändler große Augen bekommt, wenn Asterix, alias Herr Hase, plötzlich seine Fische verschlingt. Ein großes Vergnügen um einen kleinen Superhelden.
"IN NY": Faszinierendes Buch über unsere Wahrnehmung
Der Verlag Edition Moderne hat in diesem Jahr schon einige schöne Graphic Novels herausgebracht. "IN NY" zählt mit Sicherheit zu den eindrucksvollsten. Die Geschichte kommt anfangs unspektakulär daher: Ein junger Mann betrauert den Unfalltod seiner Freundin. Immer wieder erscheint sie ihm und lässt ihn an der Realität zweifeln. Grandios gezeichnet, erleben wir diese Zerrissenheit zwischen Traum und Realität. Feine Buntstift-Linien in leichtem Rot und vereinzelte hellblaue Kolorierung entwickeln einen Code, den es zu entschlüsseln gilt. Die pulsierende Metropole New Yorks mit ihren Straßenschluchten und lauten Vergnügungen auf Coney Island erscheint hier wie eine leichte Bach-Sonate. Im Laufe der 96 Seiten wird allerdings klar, dass hier nichts leicht ist, nichts nur so dahinplätschert.
Den beiden Machern, Andreas Gefe als Zeichner und Julian Voloj als Autor, ist ein faszinierendes Buch über unsere Wahrnehmung gelungen. Ist das, was wir erleben, die Wahrheit, oder das, was wir fühlen? Oder ist alles doch ganz anders? Ein schmales und schnell gelesenes Buch, das allerdings extrem lange nachhallt.
"Keith Haring. Die illustrierte Geschichte"
Die Nachwirkung der Malerei von Keith Haring in den 80er-Jahren ist bis heute spürbar. Seine Lebensgeschichte erzählt der Illustrator Paolo Parisi. Drei Farben verwendet der Italiener für das Leben des Pop Art-Künstlers: ein kräftiges Gelb, ein sattes Hellblau und ein leuchtendes Magenta. Da pulsiert jede Seite und flirrt die Netzhaut. Parisis bildnerische Umsetzung ist grafisch geprägt. Er reduziert nicht nur die Räume, sondern auch die Figuren immer nur auf das Notwendigste.
Wirken seine Zeichnungen spielerisch leicht, so holpern doch die Dialoge oft trocken wie ein 6.-Klasse-Referat von Seite zu Seite. Dennoch, Keith Haring hätte seine Freude an diesem Buch gehabt, denn wie er sagte: "Kunst sollte etwas sein, das die Seele befreit, die Fantasie anregt und die Menschen ermutigt, weiterzugehen." Und das tut dieses Buch auf jeden Fall.
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