Viele Buchtipps für den Bücherherbst. Mit dabei: Neues von Daniela Krien, Heinz Strunk und Colson Whitehead, ein Kunstkrimi und ein Buch über das Watt. Die Bücher werden in dieser Reihenfolge besprochen:
Stand: 27.08.2021 | 11:00 Uhr
1 | 26 Im Prinzip könnte "Mittelalte Männer" der Titel aller Romane von Richard Russo sein. Der Autor ist spezialisiert auf Männer am Beginn des körperlichen Rückbaus. Seine Hauptfigur Hank streitet mit seinem Freund um seine Ehefrau - und ums Leben. Richard Russo liefert ein mögliches Porträt dieser westlichen Zivilisationsgesellschaft, der es gut geht, aber die ihrer selbst irgendwie überdrüssig geworden ist.
© Dumont
2 | 26 Heinz Strunk ist für eher düstere und triste Erzählungen wie "Fleisch ist mein Gemüse" bekannt. Nun hat der Schriftsteller und Satiriker einen Liebesroman vorgelegt: "Es ist immer so schön mit dir" - und auch hier bleibt er seinem schrägen, etwas morbiden Humor, treu. Der namenlose Protagonist ist ein typischer Heinz-Strunk-Antiheld: Mitte 40 und tief in einer Midlifecrisis.
© Rowohlt Verlag
3 | 26 Großbritannien tickt anders als Kontinentaleuropa. Wie sehr, hält Marion Löhndorf, langjährige Zeitungs-Korrespondentin aus London, in ihrem Sachbuch "Geschüttelt, aber ungerührt" fest. Es erklärt, wie sich Traditionsbewusstsein und Weltoffenheit jenseits des Ärmelkanals miteinander vermischen.
© Zu Klampen
4 | 26 Im sinnlich erzählten Krimi "Caravaggios Schatten" von Bernhard Jaumann ist Kunstdetektiv Rupert von Schleewitz mit einem alten Schulfreund in der Gemäldegalerie von Schloss Sanssouci spazieren, als dieser mit einem Messer ein kostbares Bild zerstört. Das Gemälde soll restauriert werden - und wird dabei geraubt.
© Galiani Verlag
5 | 26 Derborence ist ein Ort im Schweizerischen Wallis, bekannt als Ferienort. Charles Ferdinand Ramuz lässt hier seine dramatische Geschichte spielen, die von Antoine und Thérèse handelt. Die beiden haben geheiratet und wohnen in Derborence. Eines Tages geht er mit Männern des Dorfes auf die Alp - und wird unter Geröll begraben. Doch Monate nach seinem Tod taucht Antoine völlig abgemagert wieder auf - auf ihn wird geschossen. Thérèse muss um ihn kämpfen.
© Limmat
6 | 26 Die schönsten Naturgedichte und Prosastücke über Botanik des österreichischen Dichters und Sprachzauberers H. C. Artmanns sind im Band "Übrig blieb ein moosgrüner Apfel" versammelt. Dazu passen die von der Lyrik inspirierten Holzschnitte Christian Thanhäusers.
© Insel
7 | 26 In Beziehungen eintauchen - das kann Daniela Krien wie kaum eine Zweite in klarer, schnörkelloser Sprache. Im Roman "Der Brand" geht es um Rahel und ihren Mann Peter. Nach 30 Jahren Ehe sind sie sich fremd geworden. Als ein Freund von ihnen ins Krankenhaus kommt, hüten Sie drei Wochen lang sein Haus in der Uckermark. Können sie ihre Ehe retten?
© Diogenes
8 | 26 Der Finne Autor Miika Nousiainen schreibt tragikomische Romane. In "Quality Time" ist sein Held Sami unglücklich, weil er unbedingt Vater werden möchte, aber keine Beziehung halten kann. Nach dem Tod seines Vaters gerät er in Clinch mit einer Motorradgang, doch dann findet er Halt in einem Blog.
© Kein & Aber
9 | 26 Der berühmte Maler Lyonel Feininger lernte 1905 während einer Bahnfahrt Julia Berg kennen. Beide verliebten sich ineinander. Zu Feiningers 150. Geburtstag erscheinen nun bisher unveröffentlichte Briefe von Feininger an sein Sweetheart Julia.
© Kanon Verlag
10 | 26 Peter Stamms Held war einst, vor vier Jahrzehnten, in Franziska verliebt. Seitdem lebt er zurückgezogen und eingekapselt, fern von Unruhe und der Welt. Doch dann taucht Franziska als Sängerin Fabienne wieder auf. Was wird sie verändern? Darüber schreibt Stamm in Roman "Das Archiv der Gefühle".
© S. Fischer
11 | 26 Der Roman "Der Freund" der amerikanischen Schriftstellerin Sigrid Nunez war im vergangenen Jahr ein großer Erfolg. Ihr neues Buch "Was fehlt dir" ist wieder ein nachdenklicher Text über Freundschaft und Tod. Darin geht es um eine Frau, die ihre sterbende Freundin besuchen möchte und davor noch bei einem Vortrag eine düstere Untergangsvision hört. Daraufhin beschließt sie, ihre Freundin nicht allein sterben zu lassen.
© Aufbau Verlag
12 | 26 Der in Bern geborene Autor Paul Nizon lebt in Paris. Die Zeitung "Le Monde" bezeichnet ihn als "Verzauberer, der zur Zeit größte Magier der deutschen Sprache". "Der Nagel im Kopf" enthält seine selbst erforschenden Gedanken zu den ewigen Fragen "Wo ist das Leben?" und "Wer bin ich?"
© Suhrkamp
13 | 26 In John von Düffels Roman "Die Wütenden und die Schuldigen" geht es um den Tod. Schwache Nerven darf man nicht haben: So harte, heftige und brutale Szenen gab es bei ihm bisher noch nicht in dieser Dichte und Schärfe. Er malt die düstere, dumpfe Perspektivlosigkeit in der Provinz.
© DuMont Verlag
14 | 26 Im Roman "Mr. Wilder & ich" erzählt Jonathan Coe von einem Sommer in Los Angeles, in dem ein junges Mädchen zufällig den Regisseur Billy Wilder kennenlernt. Eine bezaubernde Sommergeschichte um die Dreharbeiten zu Wilders vorletztem Film.
© Folio
15 | 26 Hervé Le Telliers Geheimdienstkrimi und Mystery-Thriller "Die Anomalie" war ein Bestseller in Frankreich: Eine Boing 787 fliegt im März 2021 von Paris nach New York. Nach schweren Turbulenzen gelingt es der Crew, das Flugzeug heil zu landen. Im Juni landet das Flugzeug erneut in New York - und es sitzen dieselben Passagiere drin, wie im März. Gibt es sie plötzlich doppelt?
© Rowohlt
16 | 26 "Es sei ein meisterhaftes Epos", lobt die "New York Times Book Review" den Roman "Der Nachtwächter" von Louise Erdrich. Der Pulitzer-Preisträger im Bereich Fiktion 2021 handelt von dem Protest ihres eigenen Großvaters gegen die Enteignung der amerikanischen UreinwohnerInnen vom ländlichen North Dakota bis nach Washington.
© Aufbau
17 | 26 Der renommierte Pathologe Prof. Klaus Püschel und Bettina Mittelacher haben den Thriller "Totenpuzzle" geschrieben. "Es geht um einen Serienkiller, der sehr ungewöhnliche Tötungsmethoden einsetzt und der findet makaberen Spaß daran, Leichen zu zerstückeln und sie als Puzzle zu präsentieren", erzählt Püschel im Gespräch mit NDR Kultur. Der Krimi basiert auf einer wahren Hamburger Geschichte.
© Ellert & Richter Verlag
18 | 26 "Licht zwischen den Bäumen" von Una Mannion ist literarischer Thriller und das bewegende Porträt einer zerrissenen Familie zugleich. Alles beginnt mit dem ersten Ferientag, an dem sich fünf Geschwister im Auto in den Haaren liegen und die entnervte Mutter die zwölfjährige Tochter Ellen auffordert, im Wald auszusteigen und entschlossen weiterfährt. Danach ist nichts mehr, wie vorher.
© Steidl
19 | 26 Constanze Neumann hat sich mit "Wellenflug" den Wunsch erfüllt, ein Buch mit ihrer eigenen Familiengeschichte zu schreiben. Zwei starke Frauen bilden die erzählerischen Dreh- und Angelpunkte des Romans um eine Stoffhändler-Familie. Sie erlebt Krieg, Auswanderung, Rückkehr nach Deutschland, Mord - erzählt im behutsamen, nachdenklichen und berührenden Tonfall.
© Ullstein
20 | 26 Der Romanband "Der schöne Sommer" des Italieners Cesare Pavese erhielt 1950 den Premio Strega. Erstmals liegen die drei darin enthaltenen Romane über Turin in vollständiger Neuübersetzung vor. Sie führen ins Turin der 40er-Jahre, handeln von Lebensgier und gescheiterter Leidenschaft.
© Rotpunkt
21 | 26 Kein einziger seiner Romane erschien zu Lebzeiten des italienischen Autors Guido Morselli (1912-1973), sieben erschienen posthum. Ragni Maria Gschwend hat nun "Dissipatio humani generis" (bekannt auch als "Die Einsamkeit" von 1977) erneut übersetzt: ein dystopischer Roman, in dem bis auf einen einzigen Menschen über Nacht die gesamte Menschheit spurlos verschwindet. Sofort erobern sich die Tiere die Welt zurück.
© Suhrkamp
22 | 26 Ayelet Gundar-Goshens vierter Roman "Wo der Wolf lauert" spielt in Kalifornien. Er beginnt mit dem Tod eines Jungen. Adam Schuster, Sohn der schockierten Ich-Erzählerin, könnte den Mord begangen haben. Wir zittern 344 Seiten lang mit ihr, ob er es war oder nicht.
© Kein & Aber Verlag
23 | 26 Das Debüt "Unsere unendlichen Tage" der Engländerin Claire Fuller hat eine melancholische, kühle und ein bisschen distanzierte Sprache, die einen sofort gefangen nimmt. Darin kämpfen ein Mädchen und ihr wahnhafter Vater elf Jahre lang im Bayerischen Wald ums Überleben.
© Piper Verlag
24 | 26 Pulitzer-Preisträger Colson Whitehead schreibt in "Harlem Shuffle" eine Liebeserklärung an New Yorks wohl berühmtestes Viertel in den 1960er-Jahren. Darin geht es um Ray Carney, der aus finanzieller Not ein Doppelleben führt. Wie verhält er sich, als dieses aufzufliegen droht? Das Buch ist Familiensaga und Ganovenstück zugleich.
© Hanser
25 | 26 Die Zeitschrift "Magische Welt" feiert den 70. Jahrgang. Passend dazu erscheint der Band mit dem Titel "Zauberstadt Hamburg" von Wittus Witt. Er handelt von der Zauberkunst in der Hansestadt an der Elbe.
© Magische Welt
26 | 26 Professor Karsten lehrte Zoologie, Meereskunde und Küstenforschung an den Universitäten Göttingen, Hamburg und Kiel und erforschte das Watt vor Sylt. Im Sachbuch "Das Watt" vermittelt er alles über Ebbe, Flut, Priele, abtauchende Seehunde und wie das Watt entstand.
© KJM Buchverlag