Literaturland: Digitale Entdeckungsreise durch Schleswig-Holstein
Das Literaturhaus Schleswig-Holstein verbindet auf einer digitalen Karte Orte in Schleswig-Holstein mit deren literarischer Bedeutung. Eine Entdeckungsreise durch die Literatur des Landes - vom Mittelalter bis heute.
Mit einer Schleswig-Holstein-Karte auf einer Korkplatte fing vor 15 Jahren alles an: Wolfgang Sandfuchs, Geschäftsführer des Literaturhauses, bat damals Autorinnen und Autoren, sich auf dieser Karte zu verewigen. Wo kommen sie her, zu welchem Ort haben sie einen besonderen Bezug? Eine literarische Topographie Schleswig-Holsteins. "In dem Moment, als ich die ersten digitalen Dinge mitgekriegt habe, kam die Idee, dass sich das doch auch interaktiv machen lassen müsse", sagt Sandfuchs. "Das war aber kompliziert, das Geld fehlte, die Technik war noch nicht so reif.“
Jetzt ist die analoge Karte samt Stecknadeln der digitalen Version gewichen. Von Flensburg bis Lauenburg, von Amrum bis Fehmarn: 61 Städte, Orte und Dörfer sind in der Karte markiert - und so der Ausgangspunkt für eine literarische Entdeckungsreise. "Da könnten sie dann zum Beispiel erfahren, in welchem Haus eine Dichterin gewohnt hat", erklärt Jan Behrs, der verantwortlich für das Projekt war. "Auf diese Art und Weise könnte sich der virtuelle Spaziergang dann fortsetzen, indem die Benutzerinnen und Benutzer auf diese Autorin klicken, die vielleicht noch an anderen Orten gelebt hat oder zu der es Veranstaltungen gibt."
Digitaler Spaziergang durch das Literaturland Schleswig-Holstein
Ganz konkret sieht das so aus: Hinter der Nadel in Emkendorf verbergen sich Zahlen, Daten, Fakten und der Link zum Profil von Friedrich Gottlieb Klopstock. Was der Lyriker mit dem Ort zu tun hatte, verrät ein Essay - das wiederum führt zu anderen Orten. In Kiel sorgte Klopstock zum Beispiel 1776 für einen Skandal, weil er nackt in der Förde badete. Zur Landeshauptstadt haben natürlich viele Literaturschaffende einen Bezug - auch die Poetry Slammerin Mona Harry. Von überall, von jeder Seite aus, soll man weiterlesen können, zu anderen Orten, Menschen und Institutionen gelangen. Ein riesiges Netzwerk vom Mittelalter bis heute, quer durch Schleswig-Holstein. "Ich glaube, was unsere Seite zeigt, ist, dass Schleswig-Holstein als Literaturland extrem vielfältig ist", sagt Behrs. "Es wäre glaube ich falsch, wenn man sich die Seite anguckt und danach mit einer Ein-Satz-Antwort rauskommt - genau so ist die Literatur in Schleswig-Holstein."
Literaturland-Karte wird laufend weiterentwickelt
Mehr als 150 lang recherchierte Essays sind jetzt auf der Seite. Dazu haben Jan Behrs und sein Team Audios vom Literaturtelefon, Werkverzeichnisse und unzählige Fotos zusammengetragen. "Das Material entwickelt sich weiter", meint Wolfgang Sandfuchs. "Es kommen neue Autoren dazu, es gibt immer neue Informationen, neue Lesungen, die man sich angucken kann oder wo man mal Ausschnitte reinstellen kann. Ich glaube, dass auch seitens der Technik noch manches machbar sein wird." Fast 200.000 Euro hat das Projekt bislang gekostet, größtenteils finanziert aus dem digitalen Förderprogramm des Landes für Kultureinrichtungen. Und auch, wenn das Potenzial noch groß ist: schon jetzt kann man sich beim Stöbern und Schmökern im Literaturland verlieren.
