Für die einen haben die Grusel-Geschichten im Groschenroman-Format Kultstatus, für die anderen sind sie banaler Schund. Kann man die Texte der "Geisterjäger John Sinclair" als Literatur lesen? Unsere Literaturredakteurin Juliane Bergmann hat den Versuch gemacht und das aktuelle Heft von Rafael Marques gelesen.
Zugegeben: Ich starte mit Skepsis. Ein Heftroman, Band 2347, eine stolze Zahl, auf dem Cover ein Horrorhaus im Nebel, der Titel in eher knuffiger Comic-Schrift: „Das Vermächtnis des alten Volkes“, zu finden im Bahnhofskiosk, günstiger als eine Apfelschorle. Kann das was taugen? Ich will ihm eine Chance geben, diesem Bill Conolly. Er ist britischer Reporter und Geisterjäger.
Der Trashfaktor ist amüsant. So klischeehaft und plakativ die Geschichte auch sein mag – ich möchte ihr Ende erfahren. Natürlich ist ein solcher Kleinst-Roman eher das Junk Food unter den erzählerischen Formen. Aber für Horror-Fans wie mich ist diese Welt der „krokodilgesichtigen Höllenengel“ einen kurzen Trip wert. Zum Ticketpreis einer Apfelschorle.