#allesaufdentisch: Meinungsvielfalt oder tendenziöser Diskurs?
Nach der kontroversen Videoaktion #allesdichtmachen folgt fünf Monate später die Aktion #allesaufdentisch. Erneut sind prominente Schauspieler wie Wotan Wilke Möhring und Volker Bruch beteiligt.
Es ist gut fünf Monate her, dass eine Gruppe von deutschen Schauspielerinnen und Schauspielern für Aufsehen sorgte. Unter dem Hashtag #allesdichtmachen hatten beispielsweise Ulrich Tukur, Heike Makatsch und Volker Bruch kurze Videoclips ins Netz gestellt, in denen sie - wohlgemerkt satirisch - den Umgang mit dem Coronavirus kommentierten. Die Reaktion auf diese Kommentare war sehr kontrovers. Einige der Teilnehmenden distanzierten sich später sogar von der Aktion und stellten ihre Videos offline. Jetzt gibt es eine neue Videoaktion. Sie nennt sich #allesaufdentisch.
#allesaufdentisch: Volker Bruch ist einer der Initiatoren
#allesaufdentisch ist sozusagen der Nachfolger zu #allesdichtmachen. Bei dieser Aktion sind auch wieder einige bekannte Gesichter von #allesdichtmachen mit dabei: Wotan Wilke Möhring, Miriam Stein und Volker Bruch von der Fernsehserie "Babylon Berlin". Volker Bruch gehört zu den Initiatoren von #allesaufdentisch. Insgesamt 55 Videos wurden ins Netz geladen, um einen "herrschaftsfreien Diskurs über die Corona-Pandemie" zu leisten. So als ob der Diskurs bislang nur so laufe, wie sich "die Herrschenden" das wünschten. Außerdem ist eine Petition Teil der Aktion, die einen "Runden Tisch" für das Corona-Krisenmanagement fordert.
Was ist in den 55 Videos zu sehen?
In jedem der Clips trifft ein Künstler oder eine Künstlerin auf einen Gesprächspartner. Dann geht es um verschiedene Themen wie "Meinungsfreiheit", "Kollektive Angststörung" oder "Faktenchecker". Im "Faktenchecker"-Clip behauptet der Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen von der Ludwig-Maximilians-Universität München im Gespräch mit Volker Bruch, dass Faktenchecker eigentlich gar keine Faktenchecker seien, sondern lediglich Interessenvertreter, wie der Ebay-Gründer Pierre Omidyar.
#allesaufdentisch: Kritik in Presse
Die Vorgänger-Aktion #allesdichtmachen stand stark in der Kritik. Der Aktion wurde vorgeworfen, das Coronavirus zu verharmlosen. Ähnliches ist jetzt bei #allesaufdentisch zu beobachten. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nennt die Aktion "ein Kessel Schwurbel" und warnt, die Intention dieser Leute in diesen Videos sei es, das Vertrauen in wissenschaftliche Kompetenzen grundsätzlich zu erschüttern.
Süddeutsche Zeitung: Kein Thema wird breiter diskutiert als Corona
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) nennt die Aktion spöttisch-satirisch "hoch gefährliche Querdenker-Folklore". Allein der Titel #allesaufdentisch unterstelle, dass beim Thema Corona längst noch nicht alles offen auf dem Tisch liege. Dabei werde seit Monaten kein anderes Thema so sehr in den Medien diskutiert mit sämtlichen Pros und Contras. Eine immer radikalere Szene von Corona-Leugnern, heißt es weiter in der SZ, warne vor einer Diktatur, bis ein junger Mann an einer Tankstelle erschossen wird, nur weil er fürs Maske-Tragen eintritt. "Diese Videoserie ist ein Tiefpunkt der deutschen Coronadiskussion, sie beflügelt die ohnehin schon aufgestachelten Querdenker, und sie beschämt alle, die daran mitgewirkt haben", findet die SZ.
Youtube sperrt einige #allesaufdentisch-Videos
Im Oktober wird bekannt, dass die Videoplattform Youtube einige Videos der umstrittenen Aktion #allesaufdentisch gelöscht hat. Als Grund wurde ein Verstoß gegen eine Richtlinie des Unternehmens, in der es um Missinformation zur Corona-Pandemie geht, angeführt. Youtube hatte Tage zuvor bereits drei Clips gelöscht, eines davon aber nach einer erneuten Prüfung wieder hochgeladen.
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