Barockes Feeling: Gartentheater Herrenhausen wird umgebaut
Das erste Heckentheater Deutschlands, das Gartentheater Herrenhausen, wird in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
Es war das erste Heckentheater Deutschlands und es ist das einzige, das erhalten geblieben ist: das Gartentheater im Park von Schloss Herrenhausen in Hannover. Um 1690 wurde es errichtet, über die Jahrhunderte immer wieder verändert, nun wird es in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Nach dem Zuschauerbereich im letzten Jahr wird derzeit der Bühnenbereich in seine frühbarocke Form zurückgeführt.
Zur Baustelle in den Herrenhäuser Gärten geht es über eine dicke Schneeschicht. Vorbei am Zuschauerbereich in Form eines Amphitheaters bahnt sich Ronald Clark den Weg zu einer Reihe von Baggern auf dem Bühnenplateau. Einst säumten hier Kastenlinden mit eckig geschnittenen Kronen links und rechts den Blick gen Horizont. Sie wurden gerodet und werden durch Linden ersetzt, deren Baumkronen höher liegen und kegelförmig geformt werden. So öffne sich wieder das Blickfeld von einst, sagt der Direktor der Herrenhäuser Gärten, Ronald Clark.
"Wenn man selber im Parterre stand und nach links und rechts guckte, konnte man schon anhand der Bäume sehen, dass das besonders ist", erklärt Clark und ergänzt: "Aber die Struktur war zum Durchschauen, also dass man wirklich auch wieder in die Landschaft reinguckte. Obwohl nur drei Kilometer von der Stadt selber entfernt, fühlte man sich wie auf dem Lande."
Früher Sommerfrische für Kurfürst Ernst August und seine Gemahlin
Ende des 17. Jahrhunderts war Schloss Herrenhausen die Sommerresidenz von Kurfürst Ernst August und seiner Gemahlin Sophie. Im Gartentheater feierten sie Feste, links und rechts vor der Bühne nahmen sie Platz, um bei Aufführungen selbst gut gesehen zu werden. Ihr Blick wurde damals von vier goldenen Figuren begrenzt, die nun wieder dort aufgestellt werden sollen. Ersetzt wurden zudem etliche Hainbuchhecken der Kulissengänge an den Seiten. Auch der Orchestergraben aus dem 20. Jahrhundert ist jetzt Geschichte.
"Der Zuschauerbereich und die Bühne werden jetzt wieder eine Einheit", sagt Clark und fügt hinzu: "Die waren vorher einfach getrennt. Es war ein reines Freilufttheater, das man haben wollte. Und weil es gezogen hat, hatte man das Ganze noch schmaler und einen Orchestergraben reingemacht und das war vorher nie so. Der Orchestergraben ist aus den 1930er-Jahren. Der ist weg und wir haben jetzt wieder einen Festraum in zwei Ebenen."
Poetry-Slam, Pohlmann und Kino im Sommer
Fest steht schon jetzt, dass der Hamburger Singer-Songwriter Ingo Pohlmann hier während der Sommernächte im Gartentheater auftreten wird. Dazu kommt - wie in den letzten Jahren - ein abwechslungsreiches Programm mit Konzerten, Freiluftkino und Tanzveranstaltungen im August. Auch Poetry-Slam wird wieder zu hören sein. Doch sein ganz persönlicher Favorit sei der Besuch in den frühen Stunden, sagt Ronald Clark.
"Fünf Uhr morgens, zwischen Nachtigall und Lerche", schwärmt Clark: "Da werden Texte vorgelesen, die sich mit dieser Twilight-Zone beschäftigen und Musik, die auch dazugehört. Man sitzt hier eine Stunde, der Morgen erwacht und danach geht man durch den Garten. Wir hatten letztes Jahr nur 200 Leute und mussten 30 morgens um fünf wieder wegschicken. Wir werden dieses Jahr noch ein paar Frühöffnungen machen."
Barockes Feeling und besonderes Licht
Und wer dann hier hineinströmt, um den frühen Vögeln zu lauschen oder das besondere Licht zu genießen, der wird das in einem original restaurierten Heckentheater aus dem 17. Jahrhundert machen können. So jedenfalls ist der Plan.
