Ufos in Büchern und Filmen - zwischen Ängsten und Sinnfragen
Das US-Militär hat einen Bericht zu Ufo-Sichtungen veröffentlicht. Herausgekommen ist dabei nicht viel, außer: Nichts lasse sich ausschließen. Das regt die Fantasie an. Wie gehen Literatur und Film mit dem Thema um?
"Der Moment, in dem das Ufo umbenannt werden sollte, kam erst Anfang der 50er-Jahre", erzählt Professor Alexander Geppert von der New York University. "Ein Ufo-Forscher schlug vor, man solle die 'fliegende Untertasse' doch durch diesen Begriff ersetzen, um eine Art von Verwissenschaftlichung herbeizuführen."
Geppert ist Historiker und erforscht den Ideenraum Weltall und außerirdisches Leben. "Grundsätzlich glaube ich aber, dass das Ufo nicht wissbar ist. Das Ufo ist eine Leerstelle. Es liegt im Charakter des Ufos, für nichts zu stehen und nicht erklärbar zu sein", so der Experte.
Andreas Eschbach: Hinter Ufos steckt die Sinnfrage
Das rückt das Ufo und die mit ihm untrennbar verbundenen Außerirdischen schon fast in den spirituellen Bereich. Auch Andreas Eschbach, als erfolgreicher Science-Fiction-Autor naturgemäß interessiert am Sujet, verweist auf die Metaphysik hinter Ufos und grünen Männchen: "Da steckt schon die Sinnfrage dahinter: Wozu sind wir hier? Sind wir allein im Universum? Wenn Gott das Universum geschaffen hat, kann er da viele Wesen reingestreut haben? Aber wie stehen wir im Verhältnis zu denen da? Sind wir jetzt besser? Geliebter, weniger geliebt?"
Das Verhältnis zwischen Mensch, Gott und Alien kann auch versöhnlich sein, erzählt Sebastian Pirling, Lektor für Science-Fiction im Heyne Verlag: "Ich habe bei mir ein Buch liegen von dem Dekan des Trinity College in Cambridge im 18. Jahrhundert, eine wissenschaftliche Abhandlung mit theologischer Beweisführung. Das Ganze ist ein flammendes Plädoyer dafür, dass es Außerirdische geben muss."
Das Science-Fiction-Genre liefert meist bekannte, wenn auch oft neu interpretierte Erzählkonventionen. Aber, so der Lektor: "Was tatsächlich gerade gar nicht bei uns reinkommt, sind klassische Ufo-Geschichten. Also die Landung von Aliens, die irgendwo in Wanne-Eickel ankommen und Unbill und Unordnung in die menschliche Gesellschaft bringen. Das ist ein bisschen aus der Mode geraten."
Ironische Brechung seit "Mars Attacks und "Men in Black"
Das mag daran liegen, dass das Ufo, erst recht die fliegende Untertasse, vor allem als Witz wahrgenommen wird. Erst recht seit Tim Burtons Film "Mars Attacks" - oder, so Pirling: "Seit 'Men in Black’ hat dieses runde Blechding, das auf der Erde landet, so eine starke ironische Brechung gefunden, dass nur noch sehr wenige versuchen, das noch einmal ernsthaft zu erzählen."
Blockbuster "Independence Day" malt Ängste bombastisch aus
Der Witz kann natürlich auch Ängste überspielen, wie sie beispielsweise der Blockbuster "Independence Day" bombastisch ausmalt. Anspruchsvollere Science-Fiction-Bücher können diese Ängste aber auch glaubhaft begründen: Ob in Peter Watts "Blindflug" über einen Außerirdischen Erstkontakt oder - ganz besonders scharf durchdacht - in Cixin Lius "Drei Sonnen"-Romanen.
Weltraumreisen von Aliens: "Aufwand muss sich rentieren"
Andreas Eschbach kennt die Fragen, die mit dem Ufo-Thema verbunden sind: "Kommen Sie, um uns zu erobern? Das ist ja durchaus nicht so banal, wie es zunächst klingt. Man will jedenfalls etwas. Wenn man so viel Mühen auf sich genommen hat, um den Abgrund zwischen den Sternen zu überwinden, dann will man mehr als nur zu wissen, was da vor sich geht. Der Aufwand muss sich irgendwie rentieren."
Da es aber die unvorstellbaren räumlichen und zeitlichen Dimensionen des Weltalls äußerst unwahrscheinlich erscheinen lassen, tatsächlich in andere Sonnensysteme zu reisen, ob für Menschen oder Aliens, wird das Ufo weiterhin vor allem eine Idee bleiben, an der wir uns phasenweise abarbeiten. Dazu Historiker Geppert: "Das Ufo wird in Kürze wieder verschwinden, so ähnlich, wie es gerade aufgetaucht ist und für einen kurzen Sommer der Begeisterung und Aufregung sorgt. Ich verspreche Ihnen aber: Das Ufo kommt wieder!"
