Publizist Eike Christian Hirsch gestorben
Er war ein Leibniz-Kenner, ein Sprachliebhaber und Sprachkritiker, er war Journalist und Theologe: Eike Christian Hirsch, der lange beim NDR gearbeitet hat, ist Anfang August mit 85 Jahren in Hannover gestorben.
Mit seiner Biografie "Der berühmte Herr Leibniz" hat Eike Christian Hirsch im Jahr 2000 den Denker und Mathematiker aus Hannover liebevoll vom Sockel geholt und ihn als Menschen beschrieben. Wenn man sich seine Texte durchliest, wenn man seine Radioaufnahmen aus den 1970er-Jahren hört, fällt einem nicht nur das enorme Sprachtempo auf, sondern auch, wie brillant und wie geistreich sie sind. Mit seinen Sprachglossen "Deutsch für Besserwisser" aus den 1970er-Jahren, die er für den Stern schrieb und den NDR aufnahm, wurde Eike Christian Hirsch einem breiten Publikum bekannt.
Aber das Wort "irgendwie" hat doch irgendwie noch eine Besonderheit, es ist nämlich in den letzten Jahren gleichsam gesteigert worden zu "irgendwo". Also offen gesagt, "irgendwo" kann ich das ja verstehen, dass man nicht immerzu "irgendwie" sagen wollte, aber wenn ich jemanden sagen höre, "irgendwo mag ich das Mädchen". Dann denke ich, "irgendwo"? Wo denn? Naja. Irgendwo hat er es gern, ich finde das aber irgendwie indiskret.
Hirsch ist mit Nobelpreisträgern in Göttingen aufgewachsen
Der in den Niederlanden geborene Journalist und Autor wuchs in Göttingen auf, im Hainholzweg 66, in einem kleinen Idyll zwischen Park, Wald und Nobelpreisträgern in der Nachbarschaft. Gespielt hat der kleine Eike mit den Kindern der Familie Heisenberg, eines der berühmtesten Physiker des 20. Jahrhunderts. Seine Mitschüler waren die von Weizsäckers. Das Deutsche Theater gleich neben dem Klassenzimmer, war ein idealer Ort, um zum Sprach-Liebhaber zu werden.
Eike Christian Hirschs Welt: Sprache, Geist, Glaube und Wissenschaft
In Göttingen hat er angefangen Theologie zu studieren, bevor er nach Heidelberg zog, in Basel war Karl Barth sein Professor. Auf die Kanzel wollte er aber nie. Rechtzeitig kam der NDR, wie er sagte. Bis 1996 leitete er die Redaktion "Religion und Gesellschaft". In den 1980er-Jahren moderierte er zudem die Talkshow "3 nach 9". "Ich war jedes Mal anders, deswegen war ich kein Markenartikel, man wusste bei mir nicht, woran man war, wenn ich einen Gast hatte", beschreibt sich Hirsch selbst. Sprache und Geist, Glaube und Wissenschaft waren seine Welt. Beweglich in Kopf und Körper bleiben, war ihm wichtig. Und in der klassischen Musik, wie bei Schubert, hat er Ruhe gefunden.
Als Sprachpolizist hat sich Eike Christian Hirsch nie gesehen, bei Anglizismen empfahl er eher höflich: "Für mich ist 'okay' schon okay, aber wenn man mal sagt, 'das gefällt mir', dann finde ich das ganz erfrischend." Eike Christian Hirsch ist am 6. August mit 85 Jahren nach schwerer Krankheit in Hannover gestorben.
