Deutsche Universitäten attraktiv für internationale Studierende
Seit gut zehn Jahren kommen zunehmend internationale Studentinnen und Studenten nach Deutschland. Im vergangenen Wintersemester waren rund 350.000 Studierende aus dem Ausland an deutschen Hochschulen eingeschrieben.
Diese Zahlen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) decken sich mit den Erfahrungen der Technischen Universität Clausthal. Die Uni im Harz ist schon seit vielen Jahren sehr international: Mehr als die Hälfte aller Studentinnen und Studenten dort kommt aus dem Ausland, junge Menschen aus 100 Ländern lernen dort.
Matevosyan: Deutsche Wirtschaft und Technik zieht an
Emma Matevosyan beantwortet die Anfragen anderer internationaler Studentinnen und Studenten. Das ist ihr Nebenjob an der TU Clausthal. Dort studiert die Armenierin Wirtschaftsmathematik. Die 28-Jährige hat auf einer Messe in ihrer Heimat einen Stand des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) besucht. Seitdem sei der Studienort Deutschland oben auf ihrer Zielliste gewesen: "Ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass deutsche Wirtschaft und Technik weltweit sehr bekannt ist. Das ist ein sehr großer Pluspunkt."
TU Clausthal erweitert englischsprachiges Angebot
Seit etwa drei Jahren lebt Emma Matevosyan bereits in Norddeutschland. Vor Studienbeginn hat sie zwei Jahre lang in Hamburg Deutsch gelernt, um das erforderliche Level zu erreichen. "Ich glaube, am Anfang ist es eine schwierige Sache, 24 Stunden lang die Fremdsprache zu hören und zu sprechen. Aber mit der Zeit wird das normal und du gewöhnst dich daran", berichtet die junge Armenierin. Mittlerweile gibt es an TU Clausthal auch immer mehr englischsprachige Studienangebote, zum Beispiel in Informatik und einigen Ingenieurwissenschaften.
Mehrzahl aus China, Indien und Kamerun
Die meisten der rund 1.800 internationalen Studierenden kommen aus China, Indien und Kamerun. So auch Borel Soh: Der 30-jährige Kameruner macht momentan seinen Master in Informatik. Um sein Studium zu finanzieren, hat er einen Nebenjob und seine Familie hilft ihm, so gut sie kann - das steigere aber auch den Erfolgsdruck: "Es ist so, dass wir hier alles machen sollen, um erfolgreich zu sein, weil wir einfach wollen, dass unsere Familie stolz auf uns ist. Wenn wir das nicht schaffen, kann ich es so sagen - dass unsere Familie wirklich traurig ist." Dazu komme die Furcht, in Kamerun gesellschaftlich stigmatisiert zu werden, wenn er das Studium nicht erfolgreich absolviere.
Viele befürchten Rassismus
Auch sei sein Visum nur begrenzt gültig. Da helfe es, dass er in Deutschland zumindest keine hohen Studiengebühren zahlen müsse. Borel Soh studiert gerne in Clausthal-Zellerfeld. Und das, obwohl Deutschland in Kamerun nicht das beste Image genieße, viele befürchteten Rassismus. Solche Erfahrungen hat auch der 30-Jährige schon machen müssen, als er in Dresden und Zwickau einen Deutschkurs besuchte: "Plötzlich haben Leute einfach so gesagt: Oh, Schwarze, ihr müsst zurückgehen! Ohne Grund, einfach so! Das haben wir noch niemals im Leben gehört, denn es ist bei uns so: Wenn wir Ausländer sehen, freuen wir uns und sind freundlich zu den Leuten", berichtet Borel Soh über seine Rassismus-Erfahrungen.
Geringe Studienkosten ziehen Studierende an
Trotzdem möchte Borel nach seinem Master in Deutschland bleiben - er möchte in einem großen Unternehmen arbeiten. Anschließend würde er gerne zurück in die Heimat und eine eigene Firma gründen. Ein Ziel, das auch Karan Thej Sreedhar aus Indien verfolgt. Von dort kommen laut DAAD-Bericht immer mehr Studierende. Denn die Plätze an öffentlichen Hochschulen würden knapper - viele würden daher ins Ausland gehen: "Da habe ich Deutschland ausgewählt, weil hier ist das Studium fast kostenlos ist. Auch den Lebensunterhalt kann man hier finanzieren", erklärt Sreedhar.
Der Maschinenbau-Student hat seit drei Jahren keine finanzielle Hilfe mehr von seinen Eltern benötigt. Er hofft, möglichst schnell seinen Abschluss machen zu können. Doch wie viele internationale Studierende kämpft er manchmal mit der Bürokratie. Ein Problem, von dem Emma Matevosyan auch Beratungsbüro oft hört: "Wenn zum Beispiel die Behörden auch auf Englisch antworten würden, wäre das ein sehr großer Vorteil."