Corona: Kino wird zur Grünkohl-Imbissbude
Um das Lodderbast über Wasser zu halten, haben die Macher das Kino zu einem Imbiss umfunktioniert.
Das Lodderbast ist mit knapp 40 Quadratmetern und 20 Plätzen das kleinste Kino Hannovers. Wie viele andere Kultureinrichtungen musste das Kino im März schließen. Seitdem haben die beiden Kinobetreiber Wiebke und Johannes Thomsen keinen einzigen Film mehr vor Publikum gezeigt.
Johannes Thomsen steht in der improvisierten Küche und hantiert mit den Töpfen: "Den Grünkohl habe ich heute Morgen geholt. Der ist wirklich knackfrisch, erntefrisch direkt vom Bauern. Und das ist unser Gemüseschneider. Das ist wirklich ein Gastrogerät. Der macht so um die 15 Kilo Gemüse in der Stunde."
Grünkohl und Bregenwurst statt Popcorn und Limo
Die kleinen Kinosessel stehen zusammengeschoben an den Wänden. Der Popcorn- und Limoverkauf ist der improvisierten Küche gewichen. Thomsen kocht selbst - nach einem alten Familienrezept: "Ich weiß gar nicht, wie alt das ist. Ich weiß nur, dass mein Ururgroßvater das schon gekocht hat."
Johannes Thomsen ist in Hannover geboren, seine Frau in Oldenburg. Beide sind mit dem Traditionsgericht großgeworden und haben es schätzen gelernt. "Grünkohl und Bregenwurst" nun für andere zu kochen macht ihnen Spaß, aber "natürlich ist das Projekt eine Form von Rettungsanker für unser Kino, weil wir natürlich wirtschaftlich schwer angeschlagen sind. Und jeder muss sehen, wie er durchkommt. Und das haben wir jetzt mit dieser Calenberger Palme vor."
Grünkohl: Die "Calenberger Palme" des Lodderbast
Der Grünkohl wird auch "Calenberger Palme" genannt, wegen der Nähe zur "Calenberger Region", die südwestlich von Hannover liegt, und weil eine Grünkohl-Pflanze ähnlich wie eine Palme aussieht.
Johannes Thomsen musste für die Imbiss-Eröffnung mehrere Telefonate mit der Stadt Hannover und der Lebensmittelüberwachung führen. Für den Anfang rechnet er mit 70 bis 80 Portionen täglich, eine für 7,90 Euro. Dazu ein kühles Craftbier, dass extra für die "Calenberger Palme" in Hannover gebraut wird.
Alle Zutaten für das Gericht kommen aus der Region: "Unseren Kohl kriegen wir aus Isernhagen, das ist Biogrünkohl. Die Kartoffeln sind aus Mandelsloh, und wir kriegen unsere Bregenwurst vom Wurst-Designer Fritsch hier aus Hannover-Mitte. Also alles lokales, regionales Zeug." Immer mal wieder stecken neugierige Passanten den Kopf durch die Tür, darunter viele Kino-Stammgäste. Sie wollen wissen, ab wann es den Grünkohl im Kino-Imbiss gibt.
Hoffen auf ein Signal von der Politik
Johannes Thomsen ist ein Macher. Das Jammern nütze in dieser Situation nichts, sagt er. Dass vieles momentan stillstehen muss, kann er nachvollziehen. Wichtig sei aber ein Signal von der Politik, wie es nach einem Lockdown für Kulturschaffende weitergehen soll. Denn: "Wir wollen im Wesentlichen natürlich Kino machen und versuchen, durch das Projekt unser Kino zu retten."
