Wie kommen alte Menschen heute bei uns in den Blick?
Geisterfahrer, wenig digitale Kenntnisse, im Weg Stehende: Oft kommen alte Menschen in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gut weg. Dabei sind sie Bewahrer von Traditionen, Hüterinnen von Erinnerungen.
Ich weiß schon: 27. Dezember - Weihnachten durch. Baum auf die Straße. Fertig. In der Bibel hat die Weihnachtsgeschichte eine Fortsetzung. Eine Woche nach der Geburt gehen Maria und Josef mit ihrem Baby Jesus in den Tempel, wie es damals Brauch war. Und begegnen dort zwei alten Leuten. Zuerst: Simeon, ein gottesfürchtiger Mann, wie es heißt. Einer, der die alten Weissagungen seines Volkes kennt und sein Leben lang auf genau diesen Moment gewartet hat: Nun haben meine Augen den Heiland gesehen, betet er. Dann: Hanna, eine Prophetin, an die 84 Jahre alt, der es genauso geht wie Simeon. Auch ihr lebenslanges Warten auf den Heiland hat ein Ende. Und sie preist Gott in den höchsten Tönen.
Mich rührt diese Geschichte. Offenbar waren Simeon und Hanna die einzigen, die gepeilt haben, was an diesem Tag im Tempel von Jerusalem vor sich geht. Weil sie die alten Erwartungen und Traditionen festgehalten haben. Und zeitlebens wussten: Eines Tages ist der Heiland da. Mir imponieren diese beiden alten Leute schwer.
Alte Menschen bewahren Traditionen und hüten Erinnerungen
Wie kommen alte Menschen heute bei uns in den Blick? Als Geisterfahrer. Als im Weg Herumstehende. Als die, die mit Facebook und Instagram nichts am Hut haben. Vielleicht noch interessant aus volkswirtschaftlichen Gründen, um den Mangel an Arbeitskräften irgendwie abzufedern. Bevor sie dann unweigerlich in Demenz versinken und gar nicht mehr zu gebrauchen sind. Bewahrer von Traditionen? Hüterin von Erinnerungen? Interessiert nicht so sehr. Ich finde das schade. Im Namen von Simeon und Hanna.