Kolumne: "Vertrauen duftet warm"
Düfte können an Gutes erinnern und Kraftreserven in uns aktivieren. Glauben hat also einen guten Geruch, sagt Radiopastorin Susanne Richter. Sie ermuntert zum vertrauensvollen Düfte Kreieren.
Es ist der Geruch, eine Mischung von altem warmen Holz, Lavendel und vielleicht auch etwas Staub. Auf jeden Fall bin ich auf einmal ganz entspannt. Innerlich bin ich sofort in der alten Angeliter Reetdachkate, in der ich so viel schöne Zeit als Kind verbracht habe. Erstaunlich, wie schnell ein Geruch so eine stärkende Erinnerung hervorholen kann. Sollten wir viel mehr nutzen. Gerade jetzt.
Positiv besetzte Gerüche erreichen sofort das Gehirn
Ich glaube, in Zeiten, die so unsicher und belastend sind, müssen wir alle Kraftreserven mobilisieren. Und positiv besetzte Gerüche können ganze Geborgenheitsgeschichten transportieren. Es heißt, dass sie sofort das limbische System im Gehirn erreichen. Die älteste Schicht des Gehirns, die sich unserem bewussten Eingreifen erst einmal entzieht, aber einen großen Einfluss auf unser Nervensystem hat.
Gerüche wecken auch Erinnerungen
Bei Duft von Piniennadeln und Rosmarin laufe ich innerlich durch Urlaubswälder in der Bretagne, bei Sandelholz und Pfeifentabak sitze ich auf dem gemütlichen Schoß meines Großvaters. Ich bin sicher, wir können uns vertrauensvoll Gerüche zusammenstellen, andocken an warme Versprechen von früher - "alles ist gutgegangen" und so wird es auch wieder kommen.
Wir selbst sind Gott ein guter Duft
Verbunden mit einem körperlichen Erleben wirken Erfahrungen tiefer. Unmittelbar, sinnlich, kein Wunder, dass Gerüche auch in der Bibel ihren Platz haben. Nicht nur bei erotischen Liebesspielen im Hohelied der Liebe. Ein abgehauener Baum grünt wieder vom Duft des Wassers, heißt es im Buch Hiob. Gott selbst wird mit allerlei Räucherwerk, süßem Geruch, wie es heißt, erfreut. Und Jesus mit duftenden Salben. Was mir besonders gefällt: Im Korintherbrief ist die Rede von einem Duft der Erkenntnis, und dass wir selbst Gott ein guter Duft sind. So, wie man am Kopf eines kleinen Kindes schnuppert. Dass Gott uns so dicht an sich ranlässt und gut riechen kann, ist doch ein hoffnungsvoller, zärtlicher und irgendwie auch gut duftender Gedanke.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.