Nach Sturm aufs Kapitol in Washington: Mut zur Versöhnung
Trump-Anhänger haben das Kapitol in Washington gestürmt, um die Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden zu verhindern. Mittlerweile ist der Demokrat durch den US-Kongress im Amt bestätigt.
Verstörende Bilder aus Washington: Radikale Trump-Anhänger durchbrechen Zäune und Polizeiketten, stürmen das Kapitol, den Sitz des US-amerikanischen Parlaments. Ich öffne gestern Abend das Handy, schreibe eine Kurznacht an meine Freundin Katja. Sie ist Pfarrerin in Washington. Ihre Kirche liegt drei Blocks vom Weißen Haus entfernt. Sie selbst lebt am Stadtrand und macht sich Sorgen um ihre Gemeindemitglieder, die im Kapitol arbeiten. Medien sprechen von einem Ausnahmezustand.
Populismus ist Gift für die Demokratie
Aber auch hierzulande haben sich schon ähnliche Szenen abgespielt. Damals, Ende August vergangenen Jahres in Berlin, nach der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen. Rechte Teilnehmer auf den Stufen des Reichstags schwenken Fahnen. Allerdings verhindert die Polizei, dass sie in das Gebäude unserer Demokratie eindringen können. Diese Ereignisse zeigen: Populismus ist Gift für eine Demokratie, Populismus zerstört die Debattenkultur, lässt sie verrohen. Inzwischen ist die Lage in Washington wieder ruhiger. Die Kongress-Abgeordneten haben ihre Sitzung wiederaufgenommen und die Wahl Joe Bidens zum Präsidenten bestätigt.
Die Vereinigten Staaten sind eine der ältesten Demokratien der Welt. Die Amerikaner sind stolz darauf, zu hören in vielen patriotischen Liedern. Zum Beispiel in "God Bless America", "Gott segne Amerika". Himmlischen Segen. Den können die Menschen dort tatsächlich gut gebrauchen. Ich wünsche ihnen genau diesen Segen. Dass sie wieder zueinanderfinden, neu aufeinander zugehen. Mut, Kraft und Vertrauen zur Versöhnung finden, um das Gift des Populismus unwirksam zu machen
