Die junge Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek ©  Privatbesitz / Reproduktion Gedenkstätte Deutscher Widerstand

"Liebet eure Feinde wie euch selbst"

Stand: 21.02.2023 07:00 Uhr

Die junge Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek verknüpfte zwei Jesusworte zu ihrer Lebensregel. Sie rief mit Flugblättern zum Widerstand auf und wurde später von den Nazis zum Tode verurteilt.

von Pastor Robert M. Zoske

Morgen, am 22. Februar, ist der 80. Todestag von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst. Der Widerstand der "Weißen Rose" im Nationalsozialismus war einzigartig, aber nicht einmalig. Es gab andere junge Leute, die wie sie Flugblätter als Waffe gegen Hitler einsetzten. Zu ihnen gehörte auch Cato Bontjes van Beek.

Cato wurde in Fischerhude bei Bremen in eine Künstlerfamilie geboren. Die junge Frau las viel, schrieb, dichtete, flog mit Segelgleitern und arbeitete als Töpferin. Sie beschäftige sich mit fernöstlichen Religionen und dem christlichen Glauben und setzte durch, dass sie und ihre Geschwister getauft und konfirmiert wurden. Sie verknüpfte zwei Jesusworte zu ihrer Lebensregel: "Liebet eure Feinde wie euch selbst." (Matthäus 5,44/19,19)

Erste verbotene Aktionen unternahm Cato 1940, als sie in Berlin mit ihrer Schwester französischen Kriegsgefangenen heimlich Zigaretten, Feuerzeuge und Nähgarn zusteckte. Ab September 1941 hatte sie Kontakt zur Widerstandsgruppe "Rote Kapelle". Dort sah sie Fotos von Kriegsverbrechen deutscher Truppen im Osten. Die Widerständler trafen sich in der Wohnung von Cato und ihrem Freund, um ein Flugblatt zu schreiben. Darin wurde das Ende des Krieges, die Beseitigung Hitlers und die Wiederherstellung der Überzeugungsfreiheit gefordert.

"Es ist ein starker Glaube in mir..."

Im September 1942 wurde sie verhaftet, im Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 hingerichtet. In der Zeit ihrer Gefängnishaft bewies die junge Frau geistige Stärke und Widerstandskraft. Sechzehn lange Gedichte konnte sie auswendig und rezitierte sie jeden Tag. Die geistliche Barockmusik von Johann Sebastian Bach klang in ihr. Sie schrieb:

"Es ist ein starker Glaube in mir und hier habe ich erfahren, dass ich schon immer religiös war, und dies hat mich nun sehr gefestigt. Es gibt keine räumliche Trennung, und was ist Zeit? Wir werden einmal alle wieder zusammen sein."

Der evangelische Gefängnispfarrer besuchte Cato. Nach dem letzten Abendmahl sagte die 21-Jährige: "Ich habe mich mit allem ausgesöhnt. Ich habe keinen Hass und bin niemandem gram. Ich liebe die Menschen wie vorher. Nein, ich möchte nicht zurück. Ich will vorwärts. Dies ist kein Ende."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 21.02.2023 | 07:50 Uhr

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