Eine Frau geht mit einem Golden Retriever in der Natur spazieren. © Colourbox Foto: Pressmaster

Leben und Kraft tanken in der Natur

Stand: 03.04.2024 10:30 Uhr

Gesundheit ist eng mit der Natur verbunden. Natur kann helfen, psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Spaziergänge sind gut für das Immunsystem, und helfen bei der Reduktion von Stress.

von Pastorin Claudia Tietz

Inga ist jetzt 50. Aufgewachsen am südlichen Stadtrand von Hamburg, wo in den 60er- und 70er-Jahren Wohnblocks hochgezogen wurden, wo früher Felder und Wiesen waren. Für die Arbeiter im Hafen und die Saisonarbeiterinnen im Alten Land, für die Leute mit kleinem Geld. Wenn Ingas Eltern sturzbetrunken waren, konnten sie sich nicht um Inga und ihren kleinen Bruder kümmern. Wie oft die beiden Kinder alleine waren, wie oft sie hungrig oder dreckig waren, weiß sie nicht mehr. Inga weiß nur, dass sie irgendwann groß genug war, um an die Türklinke heranzukommen. Dass sie irgendwann die Wohnungstür und unten im Haus die Haustür öffnen konnte und rausgehen.

Hinter dem Wohnblock war damals noch Brachland: mit Sand und Kuhlen, Riedgras und einigen Bäumen. Etwas entfernt ein Tümpel. Hier hat Inga die ersten Frösche gehört, Libellen gesehen und sogar eine Schlange. Sie hat Kaninchen beim Buddeln zugesehen, Vögel beobachtet, Ameisenstraßen verfolgt. Sie hat den Wind in Pappeln und Weiden rauschen gehört, die Sonne auf der Haut gespürt.

Die Natur kann Trost spenden und Kraft geben

Als Erwachsene ist Inga sehr krank geworden. Ängste und Depressionen suchten sie heim, die schrecklichen Erfahrungen aus ihrer Kindheit. Was sie lange vergessen hatte, kam wieder hoch. Aber nach und nach kamen auch ihre Erinnerungen an die Natur wieder hoch. Sie erinnerte sich wieder an die Sonne, den Wind, die Bäume, Frösche und Vögel. Wie gut ihr das als Kind getan hatte!

Inga ist jetzt stabil. Sie hat beschlossen, aus Hamburg herauszuziehen aufs Land. Hinter ihrer neuen Wohnung gibt es Kopfweiden, Birken und Apfelbäume. Es gibt Gräben, in denen im Frühling Wasser steht. Vögel, Pferde und Kühe. Vielleicht schafft sie sich einen Hund an. Vielleicht wird sie Rosen pflanzen - oder einen Mandelbusch? Inga weiß, dass die Natur sie tröstet. Dass sie Ängste und Depressionen Erde und Himmel halten das für sie zusammen, was andere Menschen und sie selbst nicht halten können. In Gottes Schöpfung ist sie geborgen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 05.04.2024 | 10:40 Uhr

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