Frau mit einem selbst gebauten Segelboot © picture alliance / Westend61 Foto: Tom Chance

"Kummerkutter" - Wenn Trauer eine Gestalt bekommt

Stand: 06.04.2023 11:45 Uhr

Trauer gehört zum Leben dazu. Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, dann müssen wir lernen, damit umzugehen. Es hilft, wenn Traurigkeit und Schmerz einen Platz, eine Gestalt bekommen, sagt Jan Roßmanek.

von Pastorin Susanne Richter

Der Pastor von der Kasualagentur St. Moment in Hamburg bietet dafür das Bauen von "Kummerkuttern" an: "Eigentlich basteln wir. Man nimmt Treibholz, ist alles vor Ort vorhanden, so 30 bis 40 Zentimeter große Treibholzstücke und daraus entstehen dann 'Kummerkutter'."

"Kummerkutter bauen" - Projekt in der Apostelkirche

Alle zwei Monate findet das Projekt in der Apostelkirche in Hamburg statt. Jeder darf kommen, ob allein oder mit Angehörigen. Jeder 'Kummerkutter' wird mit dem Namen eines Verstorbenen bemalt und später fertig gemacht für die Reise. Die Idee sei immer, dass man es dann auch in die Elbe oder Alster entlassen könne und es zum Horizont schippere. Man müsse es loslassen. Und dann sei da ja auch immer die Hoffnung: "Ja, es wird irgendwo ankommen. Am anderen Ufer, wie auch immer es da aussehen wird."

Karfreitag erinnert an den Tod Jesus am Kreuz

Mit der Trauer umgehen, ihr einen Platz geben, das spielt auch am Karfreitag eine Rolle, sagt Jan Roßmanek. Karfreitag erinnert daran, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. "Für mich ist es der ehrlichste christliche Feiertag, den wir haben. Es geht um Angst, Dunkelheit und Tränen. Wer traurig ist, muss weinen. Und es gibt die Verlassenheit am Kreuz und das nicht mehr weiterwissen und das total verzweifelt sein. Und das lassen wir erstmal so stehen."

Trauer gemeinsam tragen und aushalten

Der Tod von Jesus kann ein gemeinsames Symbol sein: "Weil wir diesen Karfreitag im ganz Kleinen, aber auch im ganz Großen alle manchmal erleben müssen. Und da er ein bisschen was vor, geht eben auch durch diese Grenzerfahrung, die wir eben auch zu meistern haben." Wichtig ist dann Menschen zu haben, die die Situation mittragen, sagt Jan Roßmanek: ... "um darüber sprechen zu können und auch zu weinen und das auszuhalten. Und auch mal Fragen zu stellen und nicht gleich Antworten zu finden. Das als Kernoption des Christentums zu haben, ist ein totaler Schatz."

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Ein farbiges Kirchenfenster zeigt Jesus Christus am Kreuz. © imago images / ingimage

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 | Moment mal | 07.04.2023 | 09:15 Uhr

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