Kolumne: "Deins und meins"
Mit wachsender Ich-Entwicklung wünschen sich Kindern, Dinge wirklich zu besitzen. Dabei geht es nicht um Reichtümer, aber um materielle Sicherheit, die Freiräume und emotionalen Schutz bietet.
Ein Bett mit Nachttischlampe, ein Schrank, ein Schreibtisch mit Lampe und Stuhl, ein Regal, ein abschließbares Fach für Wertgegenstände und ein Waschbecken mit Handtuch und Hygienebox. Das ist die vorgeschriebene Grundausstattung in Kinder- und Jugendeinrichtungen. Klingt das gemütlich, wohnlich, nach einem Zuhause? Nein. Sicher bemühen sich Kinder- und Jugendheime, die Wohnräume gut zu gestalten, aber das Geld ist knapp.
Deshalb finde ich die Spendenbitte des katholischen Kinder- und Jugendheimes Sankt Josef in Bad Oldesloe auch gut und anrührend. Spenden sollen helfen, dass sich die Kinder und Jugendlichen wirklich zu Hause fühlen können. Mit einem eigenen Sessel, einer bestimmten Lampe oder einem Teppich zum Beispiel. Weil sie so etwas brauchen, um sich wohlzufühlen. Etwas Eigenes, das nur ihnen gehört.
Möbel oder Musik machen ein Zuhause aus
Ich habe heute weder zu Möbeln noch zu anderen Gegenständen ein emotionales Verhältnis. Zu Hause ist für mich da, wo meine Liebsten wohnen. Aber ich erinnere mich noch gut, wie das früher bei Umzügen war: Zuerst habe ich alles für Musik aufgebaut und meinen Sessel richtig hingestellt. Dann war ich in der neuen Wohnung schon fast zu Hause. Bei meinen Kindern sehe ich, wie wichtig es für sie ist, dass es "ihr" Zimmer in unserem Haus ist. Und "ihr" Zimmer wird es durch das selbst ausgesuchte Bett bei dem einen, durch den Gaming-Sessel bei dem anderen Sohn.
Besitz trägt bei Kindern zur Ich-Entwicklung bei

Christen haben ja ein eher reserviertes und nüchternes Verhältnis zum Besitz, trotz aller Reichtümer der Kirchen. Da soll man sein Herz nicht an Besitz hängen und wird daran erinnert, dass man ohne Besitz geboren wurde - und keinen Besitz in die Ewigkeit retten kann.
Aber zur persönlichen Entwicklung von Kindern, zur Ich-Werdung, für ihren emotionalen Schutzraum ist es wichtig, etwas zu besitzen. Das ist deins und das ist meins. Dieser Sessel ist mein Raum. Dahin kann ich mich zurückziehen. Das ist guter, wichtiger Besitz. Deshalb ein Herz der Liebe für diese Spendenaktion.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.
