Der Kieler Kwasi Okyere Wriedt bejubelt seinen Treffer zum 0:2. © picture alliance/dpa Foto: Uli Deck

Kwasi Wriedt: "Es wird viel gesungen, getanzt - und gebetet"

Stand: 09.11.2022 10:25 Uhr

Kwasi Okyere Wriedt ist Fußballprofi bei Holstein Kiel und hat als Nationalspieler von Ghana mitgeholfen, die "Black Stars" zur WM in Katar zu schießen. Vor den Fußballspielen bekreuzigt sich Wriedt.

Er sei ja durch seine Familie eigentlich ein sehr, sehr gläubiger Mensch. Ja, dann habe er so ein paar bestimmte Abläufe, die er mache und da gehöre dieses Kreuzigen vorm Spiel auch dazu, erläutert der Profikicker.

Wie ist das denn in der Kabine? Ihr seid ein Team und da gibt es, ich nehme mal an, auch Muslime. Da gibt es Christen, da gibt es Nichtgläubige. Ist Glaube, Religion da irgendwie mal ein Thema?

Kwasi Okyere Wriedt: Aber der Aslan hat ja auch hier gespielt, der dem Islam angehört. Und auch mit dem Ramadan, dem Fastenmonat, war es eigentlich auch schon interessant zu beobachten, trotzdem noch die Leistung zu bringen. Da ziehe ich auf jeden Fall schon den Hut vor. Da gibt es auf jeden Fall schon Gespräche darüber. Man vergleicht so auch so ein bisschen die Religion. Eventuell kann man auch von anderen Religionen dazulernen. Und das ist natürlich schön, wenn viele verschiedene Religionen in einer Kabine sind, sag' ich jetzt mal.

Ohne den Fußball jetzt zu überhöhen. Aber dass ihr verschiedenen Religionen angehört und trotzdem ein Team seid, ist das so ein bisschen vorbildhaft schon für die Gesellschaft. So sollte es sein ...

Wriedt: Ja, ich finde schon, dass es auf jeden Fall eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft haben könnte, weil man auch sieht, dass alle verschiedenen Arten von Menschen auch miteinander klarkommen, sich jetzt keiner irgendwie als was Besseres darstellt oder so, sondern jeder halt ein Ziel verfolgt, möglichst erfolgreich zu sein. Wenn ich jetzt an Deutschland denke, gibt es auch viele Menschen, die es vielleicht woanders schlechter hatten und dann halt Deutschland als Zufluchtsort gesehen haben. Und ich glaube auch, dass man die dann halt unterstützen sollte, jeder halt ein gemeinsames Ziel verfolgen sollte, halt das Beste möglichst für sich rauszuholen.

Noch ein anderes Thema: ghanaische Nationalmannschaft. Wie groß ist die Hoffnung auf die WM?

Wriedt: Ja klar. Also ich glaube, das ist schon ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht. Also, dass ich jetzt persönlich auch bei den Play-offs dabei war, dass ich Teil davon sein konnte, dass wir uns halt für die WM qualifiziert haben.

Es gibt ja so eine kleine Tradition schon von ghanaischen Spielern in der Bundesliga in Deutschland. Sammy Kuffour hat mal gesagt, "wenn wir im Bus auf dem Weg zum Stadion sind, da wird nur gesungen und gebetet." Ist das immer noch so?

Wriedt: Das ist immer noch so! Ich glaube, das ist eine jahrelange Tradition, die sich bei uns so entwickelt hat. Bei uns wird eigentlich jeden Tag vor jedem Training gesungen, auch vor jedem Training, nach jedem Training gebetet. Der Glaube ist bei uns halt auch sehr, sehr wichtig. Bei uns in der Nationalmannschaft gibt es auch verschiedene Religionen und da sieht man eigentlich auch tagtäglich, dass wir alle miteinander klarkommen, dass jeder die andere Religion respektiert.

Und trotzdem wird gemeinsam gebetet?

Wriedt: Trotzdem wird gemeinsam gebetet. Dann ist halt einmal das christliche Gebet und einmal das islamische Gebet und es wird dann auch ganz normal ausgeführt. Und ja, vor dem Spiel, nach dem Spiel wird dann halt viel gesungen, getanzt, aber es wird dann auch nicht das Training jetzt irgendwie nur getanzt oder so, ich glaube, da läuft das auch ganz normal ab.

Man kann tanzen und dann ernsthaft trainieren?

Wriedt: Während der 90 Minuten. So, da sind wir schon fokussiert auf dem Platz. Aber ich glaube, im Vergleich zur deutschen Kultur ist das schon mehr Lockerheit drin.

Das Interview führte Klaus Böllert.

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