Der alte Größenwahn steckt in den königlichen Köpfen
Mit seiner Autobiografie "Reserve" sorgt Prinz Harry für reichlich Schlagzeilen - nicht nur positive. Seine Tötung von 25 Menschen in Afghanistan wirft kein gutes Licht auf den Spross des britischen Königshauses.
"Gib uns einen König", verlangt das Volk von Samuel, dem alten Propheten. In einer biblischen Geschichte. Aber Samuel legt die Stirn in Falten und sagt: Überlegt euch gut, was ihr da wollt. Ein König ist größenwahnsinnig, er wird euch ausbeuten, er wird eure Kinder in den Krieg schicken. Denkt darüber nach. Aber das Volk will seinen König - und bekommt ihn. Und macht alle schlechten Erfahrungen, auf die Samuel hingewiesen hat. Alte Zeiten.
Prinz Harrys Autobiografie ist auch eine Blamage
Heute sind die letzten Hochwohlgeborenen mit Krone auf dem Haupt weitgehend machtlos. Aber offenbar immer noch getrieben von Eitelkeit. Und grenzenloser Selbstüberschätzung. Wie anders ist zu erklären, dass jemand wie Prinz Harry so ein Buch schreiben muss. Eine Art Autobiografie, in jungen Jahren. Dass er darin seine Familie durch den Kakao zieht und allerhand Schlüpfriges zum Besten gibt - geschenkt. Jeder blamiert sich, so gut es eben geht.
Tötungen in Afghanistan - "Schachfiguren vom Brett genommen"
Nicht lustig und keineswegs zu ignorieren ist es dagegen, wenn Harry seinen zweimaligen freiwilligen Militärdienst in Afghanistan als eine Art persönliches Feriencamp darstellt. Als Rettung aus den Klauen seiner königlichen Verwandtschaft, die ihn angeblich mobbte. Und ein richtiger Skandal ist es, wenn er dann noch freimütig einräumt, dort 25 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet zu haben. Wie "Schachfiguren vom Brett genommen", so der Prinz im Originalton.
"Was glaubt er, wer er ist - der Prinz Harry?"
Geht's noch? Wenn meine Familie mich nicht liebt, dann ziehe ich in den Krieg und töte 25 Feinde? Was glaubt er, wer er ist - der Prinz Harry? Denkt nach! Der alte Samuel hatte Recht: Selbst Jahrtausende später steckt immer noch der alte Größenwahn in den königlichen Köpfen.