Das "WIR", das Vielfalt nicht nur aushält, sondern feiert
Pastor Friedemann Magaard zieht Parallelen zwischen Fußball und der Kirche, denn bei beiden gibt es Geschichten von Vielfalt und Gemeinschaft.
Jetzt steht er, der Kader der Fußballnationalmannschaft der Männer, für die Heim-EM in wenigen Wochen. Spannend, wie die Spitzenkicker diesmal präsentiert wurden: Häppchenweise wurden die Spieler vorgestellt, nicht vom Bundestrainer, sondern von Menschen, so bunt wie die Leute im Land nur sein können: alt und jung, Männer, Frauen, quer durch. Auch im Fußball geht es nicht nur um Fußball, da werden Geschichten erzählt. Geschichten vom „Wir“, damit kommt die Mannschaft uns Normalos näher und wenn’s gut läuft, rücken wir alle untereinander ein wenig mehr zusammen.
Kirche und Fußball finden mitten in einer politischen Welt statt
Fußballgeschichten vom Wir erzählte auch die Kapitänsbinde von Manuel Neuer. Bei der letzten WM in Katar trug er eine Regenbogenbinde. Skandal, große Aufregung. Aber das Thema war nun einmal da, dass der deutsche Fußball für Vielfalt stehen will, und das finde ich richtig gut. Einige sagen: Fußball hat mit Politik doch nichts zu tun. Naja. Dass ein Spiel 90 Minuten hat und dass das Runde ins Eckige gehört, das stimmt jenseits der Politik. Aber der Sport lebt doch mitten in der Gesellschaft. Solche Diskussionen kenne ich auch zur Kirche. Einige sagen, Kirche soll sich aus der Politik raushalten. Aber das Leben von Christenmenschen findet doch mitten in der politischen Welt statt. Deshalb ist zu einem Thema zu reden, wie zur Regenbogenbinde, ebenso politisch als dazu zu schweigen.
Du musst wissen, wo dein Platz ist, du musst Stellung beziehen. Das machen auch die, die zu Ungerechtigkeit schweigen oder anderen den Mund zu halten wollen. Schweigen ist vorbei. Jetzt ist die Zeit zu reden. Reden über Freiheit, reden über Werte, über ein „Wir“, das Vielfalt nicht nur aushält, sondern sie zu feiern weiß. „Ich danke dir, Gott, dass ich wunderbar gemacht bin.“ Das Psalmwort gilt für alle Menschen unter Gottes weitem Regenbogen. Und natürlich auch für die Jungs vom EM-Kader. So bunt wie unser Land.
