Stand: 12.05.2018 06:00 Uhr

Husum: Groß durch Ochsenfleisch

Revolte wird blutig und teuer für Husum

Eine aktuelle Aufnahme von "Rebellenköpfen" an einem Gebäude in Husum. © NDR Foto: Werner Junge
Sogenannte "Rebellenköpfe" zieren die Front der beiden nebeneinander liegenden Gebäude. Die Sandsteinfiguren stellen der Sage nach die angeblich 1472 auf dem Klingenberg hingerichteten Husumer Rebellen dar.

Ein wesentlicher Grund, warum Husum so spät eine Stadt wurde, war das Jahr 1472. Die Husumer beteiligten sich an einer Revolte gegen den dänischen König Christian I. Die Folgen waren verheerend und nachhaltig. 70 Rebellen wurden geköpft, Husum wurde eine "Rebellensteuer" auferlegt, die 406 Jahre gezahlt werden musste und von der die Husumer erst 1878 erlöst wurden - von den Preußen. Die Sandsteinköpfe an der Fassade des Hauses am Markt 3 gelten in Husum als die "Rebellenköpfe" - ob sie es wirklich sind, gilt heute als unsicher. Erneut in Ungnade fielen die Husumer, weil sie sich von 1848-1851 an der Erhebung gegen Dänemark beteiligten.

Wandel mit Augenmaß

Mit über 20.000 Einwohnern ist Husum heute eine pulsierende Kreisstadt mit regem Handel - und sehr beliebt bei Touristen. Vor allem die Altstadt und die Lage am Hafen tragen wesentlich dazu bei. Zudem hat es Husum trotz erheblicher Neubautätigkeit geschafft, seinen Charakter zu bewahren und alte Substanz sowie Strukturen zu erhalten. Umstritten ist dabei die Befreiung des alten Rathauses vom Zuckerbäckerstil der Kaiserzeit. Zwar ist der Zustand von 1809 wieder erreicht, die Ziegel mit maschinellem Handstrich passen jedoch nicht jedem.

Eine aktuelle Aufnahme vom Marktplatz in Husum. © Museumsverbund Nordfriesland Eine historische Aufnahme vom Marktplatz in Husum. © Museumsverbund Nordfriesland

Stadtjubiläum 1953. Der preußische Adler auf dem Giebel des Rathauses verrät: Diese Haus wurde im neuen Geist des Kaiserreichs noch mal richtig "aufgehübscht". Auch wenn nicht alle zufrieden waren, ist das Rathaus nun in seine alte äußere Gestalt zurückgebaut. Auf beiden Bildern ist die Tine nicht zu sehen. Sie steht aber - sowohl 1953 als auch heute - rechts vom Ausschnitt.

Neu im wirklich alten Glanz erstrahlt dagegen das Schloss. Von 1864-1970 ganz profan als Kreisverwaltung genutzt, erstand das Schloss mit Turm erst wieder nach der Kreisreform. Als in den 1970er Jahren die Werft mitten in der Stadt aufgegeben und in den Außenhafen verlegt wurde, war an der Hafenspitze des Innenhafens ein Filetstück frei. Dort entstand bis 1989 das neue Rathaus. Vom Wasser blieben die Hellinge der Werft erhalten, also die Schräge, auf der die Schiffe zu Wasser gelassen wurden. Sie und auch die Architektur des Rathauses erinnern an die alten Werfthallen. Das neue Rathaus gilt als Vorbild für eine behutsame und ortsgerechte neue Nutzung.

Eine aktuelle Aufnahme von der Husumer Werft. © NDR Foto: Werner Junge Eine historische Aufnahme von der Husumer Werft. © Kreisarchiv, Sammlung Hoffmann

Die Werft mitten in der Stadt prägte den Binnenhafen. Als die Werft in den Außenhafen zog, war es Zeit über eine neue Nutzung für ein Filetstück in der Innenstadt nachzudenken. Seit 1989 steht an selber Stelle das neue Rathaus Husums. Die Hellinge und die Form des Neubaus erinnern an die Werft. Eine vielgelobte und beachtete architektonische Lösung.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 11.05.2018 | 20:05 Uhr

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