Willy Fritsch: Der Mann für schöne Stunden
Er war Stummfilm-Star und Tonfilm-Legende: Willy Fritsch. Gemeinsam mit Lilian Harvey avancierte er Anfang der 30er-Jahre in Filmen wie "Die drei von der Tankstelle" zum ersten Traumpaar des deutschen Films.
Dabei sah es in jungen Jahren zunächst nicht danach aus, dass Fritsch eine Laufbahn als Schauspieler einschlagen werde. Nach der Pleite seines Vaters, eines Fabrikanten aus Kattowitz, kommt der junge Fritsch mit seinen Eltern 1912 nach Berlin. Er beginnt eine Lehre bei Siemens, um Ingenieur zu werden, bricht diese jedoch ab. Heimlich zieht es ihn zum Theater. Max Reinhardt setzt den 18-jährigen als Statisten ein und gibt ihm später kleine Rollen.
Willy Fritsch wird zum Stummfilm-Star
Erst im Stummfilm kommt er allerdings so richtig zur Geltung. Produzent Erich Pommer erkennt sofort das Potential des jungen Mimen und nimmt ihn für die UFA unter Vertrag. Als Herzensbrecher ist er unschlagbar. In der großen Zeit der UFA gibt es keinen, der Frauen so dahinschmelzen lässt. Charmant, schneidig und mit strahlendem Dauerlächeln wird er zum Superstar der Traumfabrik. In zwei Filmen von Star-Regisseur Fritz Lang - "Spione" und "Frau im Mond" spielt Fritsch den Hauptdarsteller.
Traumpaar mit Lilian Harvey in "Die drei von der Tankstelle"

Als 1929 der Tonfilm eingeführt wird, ist Fritsch bereits ein Star. In den Zeiten der Wirtschaftskrise will die UFA mit beschwingten Musikfilmen Kasse machen. Für die kleinen Fluchten aus dem grauen Alltag ist Willy genau der richtige Mann. Er nimmt sogar Gesangsunterricht.
In der zierlichen, blondgelockten Lilian Harvey findet sich die perfekte Partnerin. 14 Mal stehen sie gemeinsam vor der Kamera, darunter in Kassenknüllern wie "Die drei von der Tankstelle", "Ein blonder Traum" oder "Der Kongress tanzt". Und immer steht das Ende des Films schon fest: Das Traumpaar der Deutschen muss sich zum Schluss in die Arme sinken.
Willy und Thomas Fritsch gemeinsam vor der Kamera
Auch privat sind Willy Fritsch und Lilian Harvey wohl vorübergehend ein Paar, obwohl er das später immer abstreitet. 1937 heiratet Fritsch die Tänzerin Dina Grace. Mit ihr bekommt er zwei Söhne: Michael und Thomas. 1963 steht Willy Fritsch mit seinem ebenfalls schauspielernden Sohn Thomas in "Das hab ich von Papa gelernt" gemeinsam vor der Kamera.
NS-Zeit: Fritsch passt sich an
Aus Bequemlichkeit schlägt Fritsch alle Hollywood-Angebote aus. Er hat keine Lust, Englisch zu lernen. In der NS-Zeit ist Fritsch ein Mitläufer. Tritt auf Druck in die NSDAP ein und passt sich an. So dreht Fritsch während der NS-Zeit unvermindert weiter. Er will weitgehend unpolitisch bleiben, spielt allerdings gegen Kriegsende in dem Propagandafilm "Junge Adler" (1944) mit.
Nach dem Krieg arbeitet er weiter als Film- und Theaterschauspieler, auch wenn die Zeit seiner großen Erfolge vorbei ist. In Heimatfilmen wie "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (1953) sieht man ihn zusammen mit der jungen Romy Schneider. Fritsch dreht während seiner Karriere knapp 120 Filme. 1963 stirbt seine Frau Dina Grace. Der Schauspieler fällt in tiefe Depressionen und zieht sich fast ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Zehn Jahre später, am 13. Juli 1973, stirbt Willy Fritsch mit 72 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg. Am 21. April 2021 ist auch sein Sohn Thomas verstorben.
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