Stand: 24.04.2014 16:23 Uhr

"Wie lange soll das Morden noch dauern?"

"Prosit Neujahr aus den Urwäldern Russlands"

Eine Birkenscheibe mit der Aufschrift "Prosit Neujahr aus den Urwäldern Russlands" © europeana
Diesen besonderen Neujahrsgruß schickt der gebürtige Ellerbeker Karl Roschko seiner Frau Anna.

Anders als der Hamburger Hans Gebien kehrt der im schleswig-holsteinischen Ellerbek (Kreis Plön) geborene Gastronom Karl Joseph Ernst Roschko, wie Hunderttausende andere Soldaten, nicht aus dem Krieg zurück.

Seiner Frau Anna bleibt als Erinnerung ein von Roschko in liebevoller Detailarbeit mit Buchstaben und Blumen bemalte Birkenscheibe aus den russischen Wäldern, versehen mit dem Gruß "Prosit Neujahr 1916 aus den Urwäldern Russlands wünscht Dein Karl".

"Vieles zertrümmert, dazwischen Leichen und Verwundete"

Neben einer Fotografie dieses privaten Erinnerungsstücks hat sein Sohn Uwe auch einen Bericht Roschkos für die "Sonderburger Feldpostbriefe" über "Die Einnahme von Grodno" eingestellt - "Eine hübsche, malerisch gebaute Stadt mit vielen schönen Türmen", wie es heißt. Anfangs schildert Roschko noch militärisch-distanziert, wie die Artillerie den Pionieren den Weg "ebnete, indem sie einige Kasernen zerschoss".

Doch nach schweren Verluste auf beiden Seiten wird auch sein Ton emotionaler. Die Straßen bieten ihm zufolge "einen fürchterlichen Anblick. Vieles zertrümmert, dazwischen Leichen und Verwundete." Er sei froh, "wenn die Kugeln an mir vorüber sausen", schreibt er unter Bezug auf immer neue Gefechte.

Am 4. Februar 1917 fällt Roschko im russischen Stochod. Seine Sterbeurkunde schließt die Europeana-Dokumentensammlung zu seiner Person ab.

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NDR Info | 15.02.2014 | 19:20 Uhr

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