Faszination Bulli: Die Geschichte eines Kultautos
Handwerkerfahrzeug, Hippiemobil, Großraum-Limousine: Wohl kaum ein Auto hat im Laufe der Jahrzehnte so viele Rollen übernommen wie der VW Bulli. Begonnen hat die Geschichte des Kultautos vor gut 70 Jahren: Am 8. März 1950 liefen im VW-Stammwerk in Wolfsburg die Bänder für die Produktion des damaligen T1 an. Seitdem wurde das kastenförmige Modell in sechs Generation weiterentwickelt - von denen nach VW-Angaben weltweit mehr als 13 Millionen Stück verkauft wurden.
Von Wolfsburg nach Hannover
Gebaut wird der Bulli vorwiegend in Hannover: In Wolfsburg war bereits Mitte der 1950er-Jahre die Kapazitätsgrenze für die Bulli-Produktion erreicht. 80 Fahrzeuge wurden in Wolfsburg neben dem Käfer-Modell pro Tag produziert, 330 wären nötig gewesen. Der Transporter sollte deshalb nach dem Willen von VW ein eigenes Werk bekommen. 200 Städte und Gemeinden bewarben sich als Standort. Am Ende bekam die Landeshauptstadt mit der rund 1,1 Millionen Quadratmeter großen Fläche im Norden der Stadt den Zuschlag. Am 8. März 1956 rollte im VW-Werk im Stadtteil Stöcken erstmals ein Bulli vom Band.
Spaßgefährt der Jugendkultur
Während in der jungen Bundesrepublik zunächst seine Funktion als Arbeitspferd und Handwerkerfahrzeug in den Wirtschaftswunderjahren im Mittelpunkt stand, schworen die Hippies in den 1960er- und 1970er-Jahren auf ihn als Flower-Power-Auto. In den USA wurde der Bulli in dieser Zeit zum Spaßgefährt der Jugendkultur. Jeder dritte Bulli der T2-Generation (1967 bis 1979) aus deutscher Produktion wurde in die Vereinigten Staaten exportiert. Heute gilt der Bulli bei vielen weiter als Kultauto. Darüber hinaus kommt das Modell als Großraum-Limousine ebenso zum Einsatz wie als Mini-Caravan, seriöser Firmenwagen oder Sammeltaxi.
Strategische Bedeutung für VW-Konzern
Neben dem wirtschaftlichen Erfolg hat der Bulli auch eine strategische Bedeutung für den Konzern, wie Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen erläutert. Der Wagen sei ein "Vorbild für fast alle Wettbewerbsfahrzeuge im Kleinbus-Segment" gewesen. Für VW sei er das "Brot-und-Butter-Auto der Nutzfahrzeuge", so Reindl.
Bulli-Nachfolger wird ab 2022 in Hannover gebaut
Endlos wird die Erfolgsgeschichte des Bullis nicht. Ab dem Jahr 2024 soll der VW-Transporter nicht mehr in Hannover gebaut werden. Stattdessen sollen dort ein elektrischer Geländewagen und der voll elektrische Kleinbus ID.Buzz und vom Band rollen - letzterer für Liebhaber sogar im Retro-Look der 60er-Jahre. Die neuen Modelle sind Teil der Strategie, für die der weltgrößte Autokonzern bis zum Jahr 2024 rund 33 Milliarden Euro in die E-Mobilität investiert. VW-Vorstandschef Herbert Diess setzt hohe Erwartungen in den Bulli-Nachfolger. Der ID.Buzz sei eine "wichtige Säule in der Elektro-Offensive", sagte Diess.
