Stand: 18.01.2017 18:25 Uhr

Hoax als Hobby: Ein Ehepaar kämpft gegen Fakes

von Gudrun Kirfel

Sie kennen fast alle Verschwörungstheorien, die im Netz kursieren: neben den Klassikern wie Chemtrails, Kornfelder oder Die-Erde-ist-eine-Scheibe auch die großen Verschwörungstheorien der "Weisen von Zion" oder der "Bundesrepublik GmbH", auf denen die Reichsbürger fußen. Alexa und Alexander Waschkau, ein Ehepaar aus Hamburg - er studierter Psychologe, sie Volkskundlerin - betreiben einen Podcast im Internet. Alle 14 Tage entzaubern sie im Netz eine Verschwörungstheorie nach allen Mitteln der Wissenschaften. Zweihundert Folgen haben sie schon aufgenommen.

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80.000 Abonnenten lauschen der Entschwörung

"Hoaxilla" heißt ihr Podcast, der bis zu 80.000 Zuhörer erreicht und den man sich kostenlos im Netz herunterladen kann. Hoax kommt aus dem Englischen und heißt so viel wie Scherz, Zeitungsente oder Falschmeldung. Alexa Waschkau lebt davon, Bücher über Verschwörungstheorien zu schreiben. Ihr Mann Alexander - er heißt wirklich so! - Waschkau arbeitet in der Erwachsenenbildung. Sie recherchieren zu Hause akribisch und entzaubern dann mystische Konstrukte. Immer wieder spielen sie die Argumente von Verschwörungstheorien durch und widerlegen diese Punkt für Punkt.

Themen für ihre Sendung finden sie überall im Netz. Dort verbreiten sich Verschwörungstheorien heute schneller als Katzenvideos. Zu analogen Zeiten gab es sie auch schon, im Grunde ist die Geschichte des christlichen Abendlandes mit Verschwörungstheorien getränkt. Aber erst mit dem Internet kann jede noch so abstruse Idee in Nullkommanix auf die ganze Menschheit losgelassen werden. "Früher war es ein Einzelner, der ein Bedrohungsszenario erlebt hat", erzählt Alexander Waschkau, "heute macht man Facebook an und findet sofort ganz, ganz viele Menschen, die der gleichen Meinung sind." Verschwörungstheorien sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

"Aggressive Grundstimmung"

Alexa Waschkau hat oft Mitgefühl mit den Menschen, die an diese Verschwörungen glauben, weil ihrer Erfahrung nach Menschen, die etwa an Chemtrails glauben oder andere kosmische Strahlungen gegen die man Aluhütchen tragen muss, "oft einen hohen Leidensdruck haben". Der kann so weit führen, dass "die Menschen Angst haben, überhaupt rauszugehen". Überall lauern dann böse Kräfte, denen der Einzelne vermeintlich ausgesetzt ist. Und wir "Normalos", die das nicht sehen oder nicht wahrhaben wollen, sind für Verschwörungstheoretiker Teil dieser bösen Kräfte.

Unter den Verschwörungstheoretikern herrscht "oft eine aggressive Grundstimmung", erzählt Alexa Waschkau. Auf manche Folgen haben sie erschreckend viele Hassmails gekriegt. Da wird ihnen angedroht, "in der Hölle zu schmoren" oder Mails sind mit "Sieg Heil!" unterzeichnet. Diese Anschreiben, die in den Bereich der Volksverhetzung reichen, geben die beiden direkt an den Verfassungsschutz weiter. "Allzu oft gehen die Feindbilder der Verschwörungstheoretiker in den antisemitischen Bereich", erklärt Alexander Waschkau, "dann steckt hinter allem Bösen plötzlich das Weltjudentum". Angst haben die beiden davor, dass das, was sich gerade im Internet untereinander verstärkt, irgendwann in das reale Leben schwappt. Dagegen, dass "sich diese Aggressionen im realen Leben ausleben", senden die beiden an.

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ZAPP | 18.01.2017 | 23:15 Uhr

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