Stand: 13.03.2017 14:53 Uhr

Ombudsrat: Ansprechpartner für Leserkritik

von Sofia Tchernomordik

"Ein Leser hat kritisiert, wir hätten immer nur dieselben drei oder vier Experten für Autothemen, also alles rund um VW, was für unsere Region wichtig ist", erinnert sich Thomas Roth. Roth ist stellvertretender Chefredakteur der "Braunschweiger Zeitung" - und zusammen mit dem ehemaligen Domprediger Joachim Hempel bildet er den Ombudsrat der Zeitung.

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Der Blick von außen bringt andere Perspektiven

Seit zwei Jahren arbeiten Roth und Hempel zusammen. Die Zeitung hat den Ombudsrat vor über acht Jahren gegründet, damals in anderer Besetzung mit einem pensionierten Generalstaatsanwalt. Eine externe Person sichert die Unabhängigkeit der Ombudsmänner. "Ich steh hier nicht in Lohn und Brot", erklärt Hempel. "Wenn mir hier jemand bestimmte Vorschriften machen würde, würde ich ehrenamtlich mit aller Ehre sagen: Dankeschön, suchen Sie sich einen anderen. Aber das ist eine gewollte Unabhängigkeit seitens der Zeitung."

Im Schnitt erreichen die Ombudsmänner wöchentlich etwa 15 Mails unterschiedlicher Natur. "Einige schicken uns mehrmals im Monat eine Auflistung von Rechtschreibfehlern", Hempel schüttelt lachend den Kopf. "Einige schreiben Leserbriefe nur, um sich zu beschweren, dass ihre Leserbriefe nicht abgedruckt werden."

"Man muss dahinterstehen"

Abgedruckt werden aber nur die Themen, die für eine breite Leserschaft interessant sein könnten. Diese Artikel erscheinen dann zusätzlich auf der Internetseite. Dort findet man auch die Stellungnahme des Autors und des Ombudsrats zu dem jeweiligen Thema. Die Leserbriefe sollen eben keine Karteileichen werden, sondern im besten Fall eine lebendige Diskussion anregen. "Die Zeitung, die den Ombudsrat einrichtet, muss ihn wollen. Es ist kein Alibi und kein Feigenblatt, sondern man muss dahinterstehen entsprechend reagieren", erklärt Hempel.

Vielfalt der Region soll sich widerspiegeln

Der ehemalige Domprediger Joachim Hempel.
Der ehemalige Domprediger Joachim Hempel gehört zum Ombudsrat der "Braunschweiger Zeitung".

Roth und Hempel organisieren im Verbreitungsgebiet der Zeitung auch Veranstaltungen. Es geht um direkten Kontakt und die Wünsche und Gedanken der Leser. Sie denken auch darüber nach, wie sie den Ombudsrat gut aufstellen können für die Zukunft. "Vielleicht sollte er noch größer werden, vielleicht sollte hier auch eine Frau sitzen, und zwar nicht aus Braunschweig, sondern irgendwo aus der Region", sagt Hempel, "denn jeder bringt natürlich seine eigene Sozialisierung mit, seine Gedanken und Erfahrungen. Die Vielfalt der Region sollte sich widerspiegeln in einem solchen Gremium."

Die Zeitung lebt heute von dem Dialog mit dem Leser. Dafür braucht sie den beständigen Austausch und neue Ideen. So haben die beiden ausführlich diskutiert, wann ein Fachmann eigentlich ein Fachmann ist und wer für die Redaktion aus welchem Grund in Frage kommt. Im Fall des Autoexperten kamen sie zu dem Schluss, dass der Leser Recht hat - aber ändern können sie es trotzdem nicht. "Für die großen Autothemen gibt es gar nicht so viele Experten, wie man vermeintlich denkt. Und dann muss die Person kurzfristig zur Verfügung stehen. Darum werden wir an der Stelle immer wieder bei dem gleichen Experten landen", so Roth.

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 15.03.2017 | 23:20 Uhr

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