Medien: Rekordreichweiten durch Corona
Corona ist ein medialer Ausnahmezustand: Die strikten Maßnahmen scheinen die Menschen regelrecht vor den Fernseher und zu den Zeitungen und Onlineportalen zu zwingen. Über alle Gattungen hinweg ist eine geradezu explodierende Nachfrage nach gutem Journalismus zu spüren. Die Mediennutzung geht im TV, im Print- und im Online-Bereich gleichermaßen durch die Decke.
Noch nie dagewesene Zugriffe
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentiert Jubelzahlen: Die digitalen Zugriffe auf FAZ.Net steigen um 80 Prozent. "Eine vergleichbare Steigerung der Zugriffe in so kurzer Zeit", betont der Verlag, "hat es noch nie gegeben". Auch bei der Süddeutschen Zeitung sorgt das Coronavirus für ein großes Informationsbedürfnis. Im März stieg die Zahl der Nutzer der digitalen Angebote der SZ im Vergleich zum Vormonat ebenfalls um fast 80 Prozent. Auch bei der Wochenzeitung Die Zeit ähnliche Jubelzahlen: Zeit Online lag mit 91 Prozent mehr Visits über dem Wert des vergangenen Jahres. Die digitale Auflage der Zeit wuchs um fast 30 Prozent.
Rekordreichweiten auch im Printbereich
Der Agma, der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse waren die Rekordreichweiten im März sogar eine Blitzanalyse wert. Ihr Ergebnis ist eindeutig: Auch die Verlagsmedien melden in der Corona-Krise Reichweiten in Rekordnähe. Wöchentliche Frauenmagazine verzeichnen laut Agma ein Plus von 39 Prozent. Und weil gutes Essen die Isolation erträglicher macht, steigern sich Food-Titel um 30 Prozent. Am besten verkauften sich im März aber Wohn- und Gartenzeitschriften: Ein Plus von 41 Prozent ermittelten die Analysten der Agma.
Rückkehr zu klassichen Medien
Auch in der TV-Nutzung zeichnen sich seit Beginn der Krise deutliche Veränderungen ab. Während seit Jahren über die sinkenden Reichweiten im TV geklagt wird und dass die jüngere Zielgruppe kaum noch linear schaut, waren seit Beginn der Pandemie so viele Menschen vor dem Fernseher vereint wie lange nicht mehr. Die AGF Videoforschung hat in ihrer aktuellen Analyse "TV-Nutzung in der Corona-Krise" herausgefunden, dass die Sehdauer im Gesamtpublikum, seit die Welt coronakrank ist, auf Rekordniveau liegt. Mit 244 Minuten ganze 18 Minuten über dem Vorjahresmonat.
Die Tagesschau dominiert die Liste der Gewinner auf dem 20-Uhr-Sendeplatz. Normalerweise schalten sie neun bis zehn Millionen Menschen an, in Pandemie-Zeiten sind es in der Spitze über18 Millionen gewesen. Aber auch das ZDF mit heute und dem heute journal sowie auch die auf Nachrichten spezialisierten Spartensender N-tv, Welt und Tagesschau 24 verzeichnen einen Zuwachs. Am stärksten entwickeln die 14- bis 29-Jährigen in der Krise einen Hang zu seriösen Nachrichten, so die AGF Videoforschung. An Stelle von beliebiger Informationssuche im Internet, würde jetzt vermehrt Wert auf Qualitätsjournalismus und saubere Recherche gelegt.
