Stand: 02.03.2016 18:20 Uhr

Auf Krawall: Seehofers neue Medienschelte

Horst Seehofer kritisiert nicht erst seit gestern die Medien immer wieder. Doch im aktuellen "Spiegel" wird der bayrische Ministerpräsident grundsätzlich: Vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender würden kaum mehr die Lebenswirklichkeit abbilden, es ginge zu häufig nur um die persönliche Überzeugung der Autoren in der Berichterstattung und überhaupt würde er in den Medien ständig angegriffen trotz hoher Zustimmungswerte in der Bevölkerung.

VIDEO: Auf Krawall: Seehofers neue Medienschelte (5 Min)

Selbstkritik als Einladung zum Draufhauen?

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer © picture alliance/dpa Foto: Sven Hoppe
Ist eigentlich gerne in den Medien, nur kritische Fragen mag er nicht so sehr: Horst Seehofer.

Als Beleg für Berichterstattung an der Realität vorbei dient Seehofer u.a. der Umgang der heute-Sendung des ZDF mit den Vorfällen in Köln. Am Tag, als bundesweit über Köln berichtet wurde, hatte man bei heute das Thema nicht gesehen, dann im heute-journal berichtet und sich für die Fehleinschätzung öffentlich entschuldigt.

Für Mike Schier, Leiter des Politikressorts des "Münchner Merkur", hat diese Kritik Seehofers eine neue Dimension: "Wenn Herr Seehofer dieses Eingeständnis beim ZDF jetzt dazu nutzt, zu sagen, das sei ein systematisches Versagen, das sei ein bewusstes Manipulieren der Wahrheit. Das ist dann schon ein echtes Problem."

DJV: "Diffamierung von Journalisten"

Und er steht mit dieser Kritik nicht alleine. Der DJV spricht von einer Diffamierung von Journalisten und Bundesjustizminister Heiko Maas twitterte: "Wer Journalisten die eigenen politischen Überzeugungen absprechen will, sollte sein Verständnis von Pressefreiheit hinterfragen." Mike Schier sieht mit Sorge, dass Seehofers Medienschelte argumentativ in Richtung AfD und Pegida geht. Verschweigen, verkürzen und einseitig berichten - das sind Vorwürfe, die bisher aus der Ecke der "Lügenpresse"-Rufer kommen. Und die Seehofer bewusst nutzt, so Schier: "Das ist der Versuch, die Kritik, die in weite Teile des demokratischen Wählerspektrums reingeht, die Stimmung, die herrscht, zu bedienen, um abzuwehren, dass diese Menschen weiter nach rechts rücken."

Seehofers Problem: Noch liegt die CSU in Bayern nach letzten Umfragen bei rund 47 Prozent, die AfD ist mit 8 Prozent lange nicht so stark wie in vielen anderen Bundesländern. Sollte sich das ändern, ist die absolute Mehrheit seiner Partei in Gefahr, und eine AfD-Abordnung im Bayerischen Landtag würde die Kräfteverhältnisse vermutlich spürbar verändern.

Staatskanzlei: "berechtigte Kritik"

In der Staatskanzlei weist man auf ZAPP-Anfrage eine Nähe zu Pegida- oder AfD-Argumentationen zurück: "Die berechtigte Kritik des Ministerpräsidenten an einseitigen medialen Darstellungen hat mit den polemischen 'Lügenpresse'-Vorwürfen von AfD und Pegida nichts zu tun und sie stärkt diese Erscheinungen auch nicht“, heißt es in einer Stellungnahme. Den Beifall von der falschen Seite gab es trotzdem.

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 02.03.2016 | 23:20 Uhr