Weltbilder
Dienstag, 12. Mai 2020, 23:30 bis
00:00 Uhr
Donnerstag, 14. Mai 2020, 02:05 bis
02:45 Uhr
Brasilien: Drive-In Hochzeit
Für Leonardo und Natalia sollte es eigentlich der schönste Tag ihres Lebens werden. Jetzt aber sitzen sie aber allein in ihrem alten Pkw und tauschen mit Masken vor dem Mund die Ringe aus. Ein Standesamt von Rio bietet Trauungen im Drive-In-Modus an. Leonardo ist seit sechs Jahren mit Natalia zusammen. Als Krankenpfleger hat er Angst, sich anzustecken und will deshalb sicherheitshalber ihre Partnerschaft legalisieren. Nur für den Kuss nehmen die Maske ab. Die Flitterwochen verschieben sie und auch mit den Familien wollen sie irgendwann feiern.
Autor: Matthias Ebert
Portugal: Tourismus-Krise durch Corona
Schon früh hat Portugal einschneidende Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus getroffen. Bildungseinrichtungen und Kitas wurden geschlossen, die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung eingeschränkt. Im Vergleich zu Spanien steht das Land noch ganz gut da. Trotzdem ist der Tourismussektor stark betroffen. Zweidrittel der Hotels und Restaurants haben geschlossen, viele Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Dabei hatte Portugal in jüngster Zeit gerade auch durch den florierenden Tourismus ein kleines "Wirtschaftswunder" erlebt. Von den rund 10,7 Millionen Portugiesen arbeiteten vor der Krise gut eine Million Menschen in Vollzeit, Teilzeit oder Saisonarbeit im Tourismus. Der Tourismus hatte einen Anteil von fast 11,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Jetzt bedroht die Pandemie das, was in den letzten Jahren mühsam aufgebaut wurde.
Autorin: Lourdes Picareta
Mexiko: Gemeinden schotten sich ab
Der Staat fordert seine Bürger auf zu Hause zu bleiben, verordnet es aber nicht. Die Regierung setzt auf verantwortliches Handeln seiner Bürger. In vielen Orten rund um Mexiko-Stadt werden daher zur Selbstverteidigung die Barrikaden hochgezogen. Niemand will Ausflugsziel für die Hauptstädter sein. Denn die Millionenstadt ist am stärksten vom Corona-Virus betroffen. Die Dorfältesten haben entschieden, die Ortseingänge zu sperren, nur noch die Bewohner des Ortes dürfen passieren. Die Ortspolizei steht ihnen bei. Eigentlich illegal. "Wir können nicht auf härtere Entscheidungen der Bundesregierung warten. Es geht doch um das Wohl unserer Alten!", sagen sie hier. Über gallische Dörfer und die typisch mexikanische Eigenmächtigkeit.
Autorin: Xenia Böttcher
Weißrussland: Corona-Gefahr wird ignoriert
Die Militärparade zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland sollte stattfinden. Das wollte sich der weißrussische Präsident Lukaschenko nicht nehmen lassen. Soldaten, Veteranen und Zuschauer eng gedrängt - meist ohne Schutzmaske. Die Führung in Weißrussland versucht, die Gefahren der Epidemie zu ignorieren: keine Grenzschließungen, keine Ausgangsbeschränkungen, kaum Präventionsmaßnahmen. Stattdessen mahnt Präsident Lukaschenko regelmäßig, keine Panik zu verbreiten. Statt Schutzmasken und Selbstisolation empfiehlt er seinen Bürgern viel Bewegung an der frischen Luft, Wodka, Saunagänge - und den Männern, mal einen Monat lang treu zu sein: "Wenn Du heute jemanden geküsst hast, dann mach weiter. Aber lass andere Frauen in Ruhe. Gedulde Dich mal einen Monat!", sagt Lukaschenko. Insgesamt geht das Leben in dem Land im Grunde weiter wie gewohnt. Lukaschenko hatte die Einschränkungen in anderen Ländern immer wieder als Panikmache bezeichnet. Sein Land komme gut zurecht mit der Versorgung von Kranken. Kritiker im eigenen Land sehen das anders. Ärzte berichten von kritischen Situationen in einigen Krankenhäusern. Freiwillige unterstützen nun das medizinische Personal, in dem sie Schutzkleidung und Masken in den Krankenhäusern verteilen.
Autor: Demian von Osten
Italien: Ängste illegaler Erntehelfer
Viele illegale Migranten arbeiten auf italienischen Feldern. Doch viele bleiben aus Angst vor Corona fern, obwohl Bauern sie dringend brauchen. Die Regierung plant nun, ihren Aufenthalt zu legalisieren. Eine gute Lösung?
Autorin: Ellen Trapp
Japan: Schulverweigerer als Vorbild
Yutaka ist ein "Eisbrecher". So werden in Japan die Menschen genannt, die die Gleichförmigkeit durchbrechen. Rebellen. Yutaka ist elf Jahre alt und weigert sich, unterstützt von seinen Eltern, in die Schule zu gehen. Und er hat viele Fans, die er auf einem eigenen YouTube-Kanal erreicht. Yutaka hat drei Wahlsprüche: "Gebt nicht auf", "Bringt Euch nicht um" und "Das Leben ist ein Abenteuer". Mit seinen öffentlichen Aktionen hat er angefangen, als er mitbekam und verstand, dass sich unglückliche Gleichaltrige aufgrund von Lehrern, Hausaufgaben und Mobbing unter Mitschülern umbringen. Das darf nicht sein, sagt er und ermutigt nun Gleichaltrige. Das Schulsystem in Japan ist geprägt von Drill, Leistungs- und vor allem Anpassungsdruck. Auch in Japan herrscht Schulpflicht, aber Schulverweigerer wie Yutaka werden geduldet, wenn auch widerwillig.
Autor: Uwe Schwering
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