"Willkommen in der Wirklichkeit": Reschke-Reportage auf Arabisch
Was erwartet Flüchtlinge in Deutschland, wie sieht der Alltag wirklich aus? Um das nicht nur dem deutschen Publikum zu zeigen, sondern auch denen verständlich zu machen, die zu uns kommen, hat ein Team von Panorama die Doku "Willkommen in der Wirklichkeit" in Arabischund Dari (bzw. Farsi) übersetzt. So können nun Syrer, Iraker, Afghanen und Iraner in ihrer eigenen Sprache verstehen, wie Reporterin Anja Reschke versucht, die Herausforderungen, Probleme, aber auch Chancen von Integration aufzuzeigen.
Für Monis Bukhari ein sinnvoller Angang: der Gründer der Informationsseite "Syrisches Haus Deutschland", die vor allem Syrer in Deutschland nutzen. "Es ist wichtig, dass die Menschen, die nach Deutschland kommen, sich über die Realität informieren können“, sagt er. Der Panorama-Film könne dazu einen Beitrag leisten. Zum Beispiel darüber, wie schwierig es ist, als Flüchtling eine Wohnung und Arbeit in Deutschland zu finden - selbst wenn man schon Jahre hier wohnt.
Was muss passieren, damit Integration klappt?
In der Doku "Willkommen in der Wirklichkeit" macht Reporterin Anja Reschke eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation: Was muss passieren, damit es mit der Integration klappt? Welche Ängste müssen abgebaut, welche Hürden genommen werden? Reschke trifft auf viele falsche Erwartungen - sowohl auf Seiten der Flüchtlinge als auch auf der Seite von uns Deutschen. So begegnet die Panorama Moderatorin dem ernüchterten Flüchtlingshelfer Wolfgang Frangenberg in Lemgo. Er bemüht sich, einer Gruppe von Syrern, Afghanen und Iranern die deutsche Sprache und Kultur nahezubringen: "Aber es ist schwierig", sagt Frangenberg, oft würden Vereinbarungen nicht gehalten und "Pünktlichkeit ist sowieso so eine Sache". Die Flüchtlinge, die er betreut, beteuern dagegen, sie wollten sich ja integrieren, seien mit ihren Gedanken aber bei der Familie in der Heimat. Ebenso der junge Afghane Jawed: Er ist Analphabet und hatte gehofft, in Deutschland arbeiten zu können, um seiner Familie helfen zu können. Die Realität aber ist ernüchternd: Er landete in einem Flüchtlingsheim auf der Nordseeinsel Amrum. Dort ist er gemeinsam mit 13 anderen Flüchtlingen zum Nichtstun verdammt, wartet auf seine Papiere, von Arbeit keine Spur. "Was ich von Deutschland gedacht habe, war falsch", sagt er heute. "Jetzt will ich zurück, weil meine Familie allein ist und mich braucht.
Die Idee, den Film zu übersetzen, hatte einer unserer Praktikanten, selbst Flüchtling aus Afghanistan: Viele Menschen kämen mit falschen Vorstellungen, die Schlepper versprächen ihnen, es gebe sofort Arbeit, man könne bald die Familie nachholen. Es sei wichtig, den Flüchtlingen die Realität in Deutschland nahe zu bringen. Denn wenn sich der Film über die sozialen Netzwerke verbreitet, dann erreicht er auch die Menschen, die es betrifft - und sie können darüber diskutieren.
Das sieht auch Monis Bukhari so: Viele Syrer hätten keine Ahnung, was sie in Deutschland erwartet. "Es gibt in Syrien so gut wie keinen Kontakt mit der deutschen Kultur." Er beobachtet in den Medien zudem oft eine sehr einseitige Darstellung des Themas: wie gut - oder schlecht -Flüchtlinge für Deutschland seien. Dabei sei die Wirklichkeit viel komplexer: "Wir sind alle unterschiedlich, habe unterschiedliche Einstellungen, Bedürfnisse, Hoffnungen und Probleme - das zeigt auch der Film", sagt Bukhari.