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Vancouver Island - Eine Insel, ganz Kanada

Donnerstag, 21. November 2024, 21:00 bis 21:45 Uhr
Samstag, 23. November 2024, 13:15 bis 14:00 Uhr

Nichts als Weite, Wildnis, Wasser: Vancouver Island. Für Zivilisationsmüde ist die größte nordamerikanische Pazifikinsel die Erfüllung aller Träume. Und auch weniger zivilisationsmüde Menschen kommen hier auf ihre Kosten, denn die größte Stadt Victoria ist dank ihrer viktorianischen Architektur eine der charmantesten Meeresmetropolen Kanadas.

Eine Insel aus Recycling-Material

Wer es einsam mag, ist hier gut aufgehoben. Und wer die absolute Ruhe will, baut sich eben eine eigene Insel - wie Freedom Cove an der Westküste von Vancouver Island. © NDR/nonfictionplanet/Eddy Zimmermann
Wer die absolute Ruhe will, baut sich eben eine eigene Insel - wie Freedom Cove an der Westküste von Vancouver Island.

Einsam war ihnen nicht einsam genug, also bauten sich Catherine King und Wayne Adams in einer abgelegenen Bucht an der rauen Westseite Vancouver Islands ihre eigene Insel. Freedom Cove besteht ausschließlich aus gebrauchten oder recycelten Materialien. Catherine, ausgebildete Tänzerin, und Wayne, gelernter Zimmermann, leben vollkommen unabhängig von der Zivilisation: Der Strom speist sich aus der Solaranlage, in ihren schwimmenden Gärten züchten sie Pflanzen und Gemüse, der Fisch wird täglich selbst gefangen. Die beiden sind aber alles andere als spaßbefreite Hardcore-Ökos. Wie sonst ist es zu erklären, dass Wayne den Wohnzimmerboden aus Plexiglas gestaltet hat? So kann er jederzeit seine Beute beobachten und durch eine Klappe im Boden bequem vom Sofa aus angeln.

Tauchgang zu den Geoducks

Vancouver Island hat sich zu einem Hauptlieferanten der wilden Elefantenrüsselmuschel entwickelt. Sie weckt wegen ihres Aussehens weltweit Phallus-Assoziationen. Im asiatischen Raum gilt der Verzehr als potenzsteigernd. © NDR/nonfictionplanet/Eddy Zimmermann
Vancouver Island hat sich zu einem Hauptlieferanten der wilden Elefantenrüsselmuschel entwickelt.

Die Elefantenrüsselmuschel ist eine der seltsamsten und wertvollsten Meeresdelikatessen der Welt. An der nordamerikanischen Pazifikküste wird sie Geoduck genannt. Das Wort stammt von den Ureinwohnern und bedeutet "grabe tief", denn genau das muss man tun, um an die im Meeresboden verborgenen Riesenmuscheln heranzukommen. Ein Knochenjob, das weiß Westley Sampson nur zu gut: Der erfahrene Taucher geht mit einem 30-Kilogramm-Bleigurt ins Wasser, um in 15 bis 20 Metern Tiefe nach winzigen Löchern im Pazifikboden zu suchen, in denen sich eine Geoduck verbergen könnte. Für das Freilegen und Herausziehen braucht es die Oberarme eines American-Football-Spielers. Aber die Plackerei lohnt sich. Wer eine der raren Lizenzen ergattert hat, kann davon sehr gut leben, denn die phallusähnliche Geoduck gilt in Asien als potenzfördernd. Wegen der großen Nachfrage könnten Westley Sampson und seine Kollegen noch wesentlich mehr rausholen, doch auf Vancouver Island ist man sich einig, die Megamuschel nur ressourcenschonend zu jagen.

Schutz für Buckelwale

Der große Nahrungsreichtum in der Küstenregion von Vancouver Island zieht viele Wale an. Der rege Schiffsverkehr ist gefährlich für die majestätischen Tiere: Viele Buckelwale wurden bereits durch Schiffsschrauben verletzt. © NDR/nonfictionplanet/Eddy Zimmermann
Der große Nahrungsreichtum in der Küstenregion von Vancouver Island zieht viele Wale an. Der rege Schiffsverkehr ist gefährlich für die majestätischen Tiere.

Der große Nahrungsreichtum im Pazifik vor Vancouver Island zieht viele Wale an. Die müssen sich allerdings das Wasser mit vielen Booten, Fähren und Cruiselinern teilen. Alison Thieffry und Alexandra Friedman von der Organisation "Straitwatch" wachen darüber, dass ihnen niemand zu nah kommt, denn zu viele Buckelwale wurden schon durch Schiffsschrauben verletzt. Doch auch für kleine Boote und Kajakfahrer besteht Gefahr: Denn plötzlich auftauchende Buckelwale - groß wie ein Schulbus - werden zur tödlichen Gefahr.

Kunst aus Treibholz

Mit Holz hantiert auch Alex Witcombe. Wie er an sein Material kommt? Er spaziert einfach entlang einer der vielen unberührten Strände und sammelt Treibholz. Am besten solches, das vom Meer bizarr verformt wurde. Aus unzähligen einzelnen Fundstücken, weitgehend unbearbeitet, erschafft er dann lebensgroße Skulpturen: Meerestiere, Dinos, Fantasiefiguren. Berühmt machte ihn der Nachbau eines VW-Käfers im Maßstab 1:1. Aktuell werkelt Alex an einem Buckelwal, geplante Länge: neun Meter.

Autor/in
Sebastian Lindemann
Kamera
Eddy Zimmermann
Schnitt
Mark Broszeit
Ton
Lukas Seiler
Bildtechnik
Oliver Stammel
Mitarbeit
Karsten Wohlrab
Tonmischung
Pierre Brand
Sprecher/in
Philipp Schepmann
Lena Donnermann
Dagmar Dreke
Clemens Gerhard
Jesse Grimm
Volker Hanisch
Gerhart Hinze
Sandra Kob
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktion
Christian Kossin