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Mit dem Postschiff durch die Südsee - Von Tahiti zu den Marquesas-Inseln

Donnerstag, 13. April 2023, 20:15 bis 21:00 Uhr
Sonntag, 16. April 2023, 13:45 bis 14:30 Uhr

Mitten im größten Ozean der Welt, dem Pazifik, liegt Französisch-Polynesien. Eine Ansammlung von Inseln und Atollen, die sich über riesige Distanzen erstreckt.

Inseln wie Tahiti und Bora-Bora sind der Inbegriff von Südsee und einem unbeschwerten Leben. Fernab der bekannten Hauptinsel Tahiti befinden sich die Marquesas: ein Inselarchipel mit einer atemberaubenden Landschaft voller rauer Schönheit, schroffer Felsen und naturverbundenen Bewohnern.

Drohnenflug über Fakarava, Tuamotu-Archipel © NDR/Autentic GmbH/Thierry Thuilier
Das Dorf Fakarava liegt auf einer Insel im Tuamotu-Archipel.

Um die Menschen auf diesen abgelegenen Inseln mit allem zu versorgen, was sie nicht selber herstellen können, macht sich alle zwei Wochen die "Aranui", ein kurioser Zwitter aus Fracht- und Kreuzfahrtschiff, auf den weiten Weg durch das unendliche Blau des Pazifischen Ozeans.

Kochen zwischen Haien und Touristen

Köchin Hitirere Raioaoa beim Haiefüttern auf Fakarava, Tuamotu-Archipel. © NDR/Autentic GmbH/Thierry Thuilier
Köchin Hitirere Raioaoa füttert Haie auf Fakarava.

Der erste Stopp der "Aranui": das Tuamotu-Archipel, auf halber Strecke gelegen. Hitirere Raioaoa wartet schon sehnsüchtig auf die Ankunft des Fracht- und Kreuzfahrtschiffs. Als Köchin der einzigen Pension des Dorfes Fakarava ist sie auf die Lieferungen der "Aranui" angewiesen. Frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse bekommt sie nur aus Tahiti, da der Boden auf Tuamotu fast gänzlich aus Koralle besteht. Dafür mangelt es nicht an Fisch, den sie in ihrer malerischen Außenküche auf einem Steg zubereitet. Doch nicht nur bei den Gästen ist ihr Essen beliebt. Denn die Haie, die den Küchensteg stets umkreisen, können es kaum erwarten, dass Hitirere die Fischabfälle ins Meer wirft. Dann schnappen sie sofort zu: eine etwas andere Biotonne.

Das Seefahrervolk

Teki Tauatetua auf der "Aranui". © NDR/Autentic GmbH/Thierry Thuilier
Teki Tauatetua lebt das Meer und die Arbeit auf der "Aranui".

Für Teki Tautetua ist das Leben auf See eine Art zu Hause. Er ist einer der dienstältesten Crew-Mitglieder auf dem Fracht- und Passagierschiff "Aranui". 1.400 Kilometer pro Strecke, was für die Touristen an Bord eine außergewöhnliche Reise über den größten Ozean der Welt bedeutet, ist für Teki Alltag. Die Liebe zum Meer wurde ihm in die Wiege gelegt. Von seinem Urgroßvater bis hin zu seinem Vater fuhren alle zur See. Teki trat in die Fußstapfen seiner Urahnen, die sich als erstes Volk aufmachten, um den Pazifik zu erkunden. So entdeckten und besiedelten sie den Teil des Pazifiks, der heute als polynesisches Dreieck bekannt ist und sich von Hawaii über Neuseeland bis hin zu den Osterinseln erstreckt. Ein wahres Seefahrervolk.

Die Marquesas: ein Paradies zwischen Globalisierung und Tradition

540 Seemeilen vom Tuamotu-Archipel: die Marquesas, ein größtenteils unberührtes Naturparadies mit dichtem Wald, hohen Basaltkegeln und einer tosenden Meeresbrandung. Auch hier, in einer der abgelegensten Regionen der Erde, hat die Moderne längst Einzug gehalten. Doch die meisten Marquesianer haben auch in Zeiten der Globalisierung ihre Traditionen nie aus dem Blick verloren. Wie zum Beispiel Tefa Yuen. Zwischen den Steinskulpturen und Tempelruinen Hiva Oas lebt er als Imker und Wildschweinjäger. Die tiefe Verbundenheit zur Natur gibt er auch an seine Kinder weiter.

Das Tapa-Kunsthandwerk Fatu Hivas

In der kleinen, felsigen Bucht Fatu Hivas wird die "Aranui" schon sehnsüchtig erwartet. 300 Säcke Kies sollen geliefert werden, um die einzige Straße der Insel auszubauen. Das Problem ist nur, dass die Insel keinen einzigen Kai besitzt, an dem das Schiff anlegen könnte. So muss unter Leitung von Roger Halua ein Lastkahn zu Wasser gelassen werden, um die tonnenschweren Kiessäcke an Land transportieren zu können. Ein waghalsiges Unterfangen, denn das Wetter kann hier extrem schnell umschlagen.

Tapa-Frau Sara Vaki beim Kneten des Stoffes, Fatu Hiva/Marquesas. © NDR/Autentic GmbH/Thierry Thuilier
Klopfen, Schlagen und Verfilzen: Tapa-Frau Sara Vaki stellt traditionell aus Baumrinden Stoff her.

Fernab des Hafens und des dörflichen Trubels lebt Sara Vaki. Sie beherrscht die uralte Kunst, aus Baumrinden Stoff herzustellen: Tapa. Durch Klopfen, Schlagen und Verfilzen fertigt sie aus Rindenbast aus der Borke bestimmter Bäume Stoffe, die sie anschließend kunstvoll bemalt. Eine Tradition in der ganzen Südsee: Schon Captain James Cook, der erste Europäer, der diesen Teil des Erdballs befuhr, erhielt Tapa-Stoffe als Gastgeschenk, die er zeitlebens in seinem Besitz hatte.

Autor/in
Eliane Koller
Kamera
Thierry Thuilier
Schnitt
Tim Sprado
Sprecher/in
Christian Baumann
Musik
Ralf Göbel
Producer
Alexandra Minzlaff
Redaktion
Claudia Cellarius
Ralf Quibeldey
Produktionsleiter/in
Frederik Keunecke