Expeditionen ins Tierreich

Magisches Mittelmeer - Unter Pottwalen

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 20:15 bis 21:00 Uhr
Samstag, 15. Oktober 2022, 16:00 bis 16:45 Uhr

Vor der Südküste Frankreichs findet ein ungewöhnlicher Wettkampf statt: der mehrfache Weltmeister im Freitauchen, Guillaume Néry, tritt gegen eine riesige Konkurrentin an: 15 Tonnen schwer und neun Meter lang. Schnell ist klar: Er hat keine Chance gegen das Pottwalweibchen.

Weibliche Pottwale kümmern sich über mehrere Jahre um ihr Jungtier. © NDR/doclights GmbH/Terra Mater Studios GmbH/Boreales, Franco Banfi Biosphoto
Weibliche Pottwale kümmern sich über mehrere Jahre um ihr Jungtier.

Diese Wale sind zum Tieftauchen geboren. Sie können bis zu 3.000 Meter tief und um die zwei Stunden lang tauchen. Sie brauchen die Taucherkrankheit nicht zu fürchten. Doch dieses Mal kehrt die Mutter schon bald von ihrer Jagd auf Tintenfische zurück. Ohrenbetäubender Lärm dringt bis in die Tiefe hinab. Sie hat Angst um ihr Kalb, das sie in der Obhut ihrer Schwestern gelassen hat. Pottwale orientieren sich mit Hilfe von Klicklauten, anhand deren Echos sie sich ein Bild von ihrer Umgebung zeichnen. Das Junge könnte den Anschluss verlieren oder, schlimmer noch, das Bewusstsein. Ein Explorationsschiff nutzt Unterwasser-Schallkanonen, um nach Öl unter dem Meeresboden zu fahnden. Deren Schalldruck übersteigt 220 Dezibel. Damit gehören ihre Impulse zu den lautesten Geräuschen, die menschliche Technik erzeugen kann. Für Wale ein lebensbedrohendes Problem. Wie soll sich der junge Wal in einer so lauten Welt zurechtfinden?

Wie nutzen Karettschildkröten ihre Sinne?

Karettschildkröten sind durch Plastikmüll gefährdet. © NDR/doclights GmbH/Terra Mater Studios GmbH/Boreales, Paulo de Oleiveira Biosphoto
Karettschildkröten sind durch Plastikmüll gefährdet.

Für den Weg von der Südküste Frankreichs quer durch das Mittelmeer, vorbei an Korsika und durch die Straße von Messina bis hin zur Westküste der griechischen Peleponnes nutzt ein Unechtes Karettschildkrötenweibchen all seine Sinne. Es erkennt wahrscheinlich die Gerüche und den Geschmack der Strömungen und Küstenregionen wieder. Und es besitzt noch eine erstaunliche Fähigkeit: ein feines Gespür für das Magnetfeld der Erde. Als wäre die Schildkröte mit einem GPS ausgestattet, weiß sie zu jedem Zeitpunkt genau, wo sie sich befindet. Das mit 25 Jahren noch recht junge Weibchen will zu seinem Geburtsort zurück, um dort für die nächste Generation Schildkröten zu sorgen. Doch es begegnet einer wahren Plastikflut, die ihrer Lieblingsnahrung Quallen tückisch ähnlichsieht. Und beinahe unentwegt rauschen Sportboote und Frachter an ihr vorbei. Wird es sein Ziel erreichen?

Thunfische leben gefährlich

Ein pittoreskes Fischerdorf direkt am Meer. © NDR/doclights GmbH/Terra Mater Studios GmbH/Boreales, Pasquale Vassallo Biosphoto
Ein pittoreskes Fischerdorf direkt am Meer.

Auch ein großer Trupp Thunfische will aus dem Atlantik zum Ort der Geburt zurück - den Balearen im westlichen Mittelmeer. Dazu müssen die 300 Kilo Kolosse die Straße von Gibraltar durchqueren. Doch nur rund die Hälfte erreicht ihr Ziel. Die anderen haben sich zu nah an Spaniens Küste gehalten und finden ihr Ende in einem riesigen Labyrinth aus Fischernetzen. Spanien zählt zu den bedeutendsten Thunfischfängern - Hauptabnehmer ist Japan. Der Blauflossen-Thun ist massiv überfischt und gilt als bedroht. Nach neueren wissenschaftlichen Studien leben im Mittelmeer und im Ostatlantik heute nur noch etwa sechs Prozent der ursprünglichen Bestände.

Kein anderes Meer ist so vom Menschen geprägt wie das Mittelmeer. Alljährlich erholen sich Abermillionen von Touristen an seinen Stränden. Wie lange wird die Natur diesem Druck noch standhalten können? Die zweiteilige Serie zeigt das scheinbar so bekannte Meer aus der Perspektive seiner tierischen Bewohner, ihren Kampf ums Überleben und fängt gleichzeitig seine unvergleichliche Magie ein.

Autor/in
Fred Fougea
Producer
Tom Synnatzschke
Redaktion
Ralf Quibeldey
Herstellungsleitung
Thomas Harnisch
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Jens Bruhn