Bücherjournal
Mittwoch, 30. Oktober 2019, 00:50 bis
01:35 Uhr
Gescheiterter Flug in die Freiheit: Caroline Labusch über den letzten Mauertoten
Er hatte einen großen Traum, einen Traum von Freiheit, von Ruhm und Geld. Doch der Traum endete tödlich. Der Ingenieur Winfried Freudenberg wollte im Frühjahr 1989 mit einem selbst gebauten Luftballon von Ostberlin in den Westen fliegen, von der DDR in die Bundesrepublik. Doch der Ballon stürzte ab, Freudenberg wurde zum letzten Todesopfer der innerdeutschen Grenze. Die Journalistin Caroline Labusch hat diese Geschichte jetzt neu recherchiert, denn bislang waren viele Fragen offen: Warum scheiterte der Flug? Wurde der Ballon gar von DDR-Seite abgeschossen? Warum ist seine Ehefrau in letzter Minute nicht mit in den Ballon gestiegen? Welche Rolle spielte sie nach dem Unglück? Caroline Labusch beschreibt ihre Spurensuche in dem Buch "Ich hatte gehofft, wir können fliegen". Das Bücherjournal spricht mit der Autorin und mit der Witwe von Winfried Freudenberg.
"Winterbienen": Wilhelm Raabe-Literaturpreis für Norbert Scheuer
Am Himmel fliegen die feindlichen Bomber, auf den Wiesen summen die Bienen. Der Schriftsteller Norbert Scheuer verbindet literarisch elegant die kleine geordnete Welt im Bienenstock und die große chaotische Welt in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs. In seinem Roman "Winterbienen" geht es um einen Imker, der wegen seiner Epilepsie nicht an die Front muss. Mit seinen Bienen versucht er, sich selbst durch den Krieg zu retten - und er rettet Juden, die er heimlich über die Grenze schleust. Sein Leben gerät immer mehr in Gefahr, denn ihm fehlen die nötigen Medikamente, er geht eine gefährliche Affäre ein, und er wird denunziert. Norbert Scheuer stand mit seinem Roman auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, jetzt bekommt er den renommierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig (Lesung am 2. November, Verleihung am 3. November). Die Jury feiert ihn als "einzigartigen realistischen Erzähler unserer Zeit".
Schauspielerin und Sängerin: Tagebücher von Jane Birkin
Vergessen Sie alles, was Sie von Jane Birkin je gedacht haben - Sexbombe, Mode-Ikone, Schauspielerin, Sängerin, It-Girl, Partnerin von Serge Gainsbourgh. Ihre gerade veröffentlichten Tagebücher, die sie seit ihrer Kindheit führt, zeigen eine neue, unbekannte Seite - die ungeschönte, ganz private. In "Munkey Diaries" erzählt sie nicht von ihren Filmen oder Songs, sondern von ihren Männern und Töchtern. Mit dem Wissen, was vor sechs Jahren geschah, lesen sich Jane Birkins Tagebücher wie eine Selbstbefragung. Ihre Tochter Kate brachte sich um, mit 46. Was habe ich falsch gemacht? Habe ich Kate genug geliebt? Das scheint aus jeder Zeile zu sprechen.
Das langweiligste Hörbuch der Welt: Bjarne Mädel liest uns in den Schlaf
Wenn Schäfchen zählen nicht funktioniert, dann hilft Schauspieler Bjarne Mädel: Mit dem Hörbuch "Na dann gute Nacht" will er uns behutsam in den Schlaf lesen. Schon die Überschriften der einzelnen Titel versprechen einschläfernde Komik: "Wissenswertes über Kreisverkehre", "Wie viele Erbsen enthält eine Schote", "Saure Gurken: ein Weltalmanach" oder "Globale Postleitzahlen: ein Auszug". Wer da doch noch schlaflos bleibt, bekommt als Entschädigung absurde Unterhaltung und unnützes Wissen. Die Texte des Hörbuchs stammen aus einem Band mit dem vielversprechenden Titel "Das langweiligste Buch der Welt". Das Bücherjournal trifft Bjarne Mädel zum gar nicht langweiligen Interview - natürlich in einem Bett.
"Laufen": Der neue Roman von Isabel Bogdan
Eine Frau läuft. Sie läuft, um weiterzuleben. Denn sie weiß sonst nicht, wohin mit ihrer Trauer. Ihr Mann hat sich umgebracht, und beim Laufen erinnert sich die Frau an die gemeinsame Zeit, sucht nach Antworten: Warum hat er sich das Leben genommen? Was lief falsch in der Beziehung? Hätte sie es verhindern können? Der Roman "Laufen" von Isabel Bogdan besteht aus dem sprunghaften Gedankenstrom dieser Joggerin - in einem eigenen sprachlichen Sound. Mit ihrem ersten Roman "Der Pfau", einem unterhaltsamen Buch über Kollegen bei einem Teambuilding-Wochenende, hatte die Hamburger Autorin und Übersetzerin Isabel Bogdan einen Bestseller gelandet. Jetzt überrascht sie in "Laufen" mit einem ganz anderen literarischen Stil.
"Liebestölpel": Neuer Roman von Peter Wawerzinek
Mit zwei schwarzen Zöpfen, die vor ihm wippen, geht es los: Der kleine Peter entdeckt die Mädchen. Weitere Frauen werden folgen, glückliche und glücklose Beziehungen. Vor allem taucht immer wieder Lucrezia auf, das einstige Mädchen mit den schwarzen Zöpfen. Der Schriftsteller Peter Wawerzinek schreibt in seinem neuen Roman "Liebestölpel" über die Frauen in seinem Leben. Das Buch ist der dritte Teil einer autobiografischen Trilogie: In "Rabenliebe" hatte Wawerzinek von seiner Kindheit im Heim und bei Pflegeeltern erzählt. In "Schluckschlecht" ging es um seine schwierige Beziehung zum Alkohol. Im neuen Buch schreibt Wawerzinek wieder in seinem ganz eigenen Stil, zitiert Kinderverse und Lieder, vermischt Wahres mit Erfundenem. Das Bücherjournal trifft Wawerzinek bei einer Lesung in seinem Geburtsort Rostock. "Liebestölpel" ist unser NDR Buch des Monats.
Die Schönheit der Vulkane: Der Bildband "Volcanic 7 Summits"
Sie sind gigantisch, bizarr, urgewaltig: Vulkane sind Natur im Ausnahmezustand, ein Blick in die Erdgeschichte, oft mythisch aufgeladen und immer imposant. Adrian Rohnfelder aus Bad Homburg besteigt als erster Reise- und Abenteuerfotograf die sieben höchsten Vulkane der Kontinente, die "Volcanic 7 Summits". Dabei entstand ein Bildband, der nicht nur die Geschichten seiner spektakulären Trips erzählt, sondern auch die Schönheit der Berge und das feurige Spektakel der Vulkane porträtiert.
- Moderation
- Julia Westlake
- Redaktionsleiter/in
- Christoph Bungartz
- Produktionsleiter/in
- Katja Theile
- Redaktion
- Niels Grevsen
- Regie
- Natascha Geier
