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Tatort Krankenhaus - Wenn Pfleger morden

Montag, 22. Oktober 2018, 22:00 bis 22:45 Uhr

In Pflegeheimen und Kliniken gehört der Tod zum Alltag. Deshalb ist die Gefahr besonders groß, dass Patientenmorde lange Zeit unentdeckt bleiben. Schließlich wundert es niemanden, dass Menschen hier auch sterben. Zweifel kommen meist erst dann auf, wenn die Todeszahlen ungewöhnlich steigen.

Dies war auch bei Niels Högel der Fall. Der Krankenpfleger tötete vermutlich mehr Menschen als jeder andere Täter in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wegen sechsfachen Mordes wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Am 30. Oktober wird der Prozess gegen ihn neu aufgerollt. Er wird nun wegen Mordes an 99 Patienten in Delmenhorst und Oldenburg angeklagt.

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Der wegen Mordes angeklagte Niels Högel sitzt im Gerichtssaal neben seinen Anwältinnen Ulrike Baumann (m.) und Kirsten Hüfken (r.). © dpa-Bildfunk Foto: Hauke-Christian Dittrich

85 Morde: Lebenslang für Ex-Krankenpfleger Högel

Das Landgericht Oldenburg hat Niels Högel wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Vorsitzende Richter nannte die Taten des Ex-Krankenpflegers "unfassbar". mehr

Welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es?

Die Dokumentation nimmt den Prozess zum Anlass, sich auf Spurensuche zu begeben: Was bringt Menschen dazu, ihnen anvertraute Menschen umzubringen? Warum können Täter in Krankenhäusern über Jahre morden, ohne dass sie gestoppt werden? Welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es, um Misshandlungen oder Tötungen durch Pflegepersonal zu verhindern? Und: Welche Maßnahmen sollte die Politik ergreifen, um künftig solche Verbrechen zu verhindern?

Exklusives Interview mit dem "Todesengel der Charité"

Auf der Suche nach Antworten befragen die Autoren auch Irene Becker, die bundesweit als "Todesengel der Charité" bekannt wurde. Als Intensivschwester brachte sie zwischen Juni 2005 und Oktober 2006 fünf Menschen um, indem sie ihnen tödliche Injektionen verabreichte.

Seit zwölf Jahren sitzt Irene Becker in Berlin im Gefängnis. Über zwei Drehtage interviewte und begleitete das NDR-Team die Serienmörderin durch ihren Gefängnisalltag. © NDR/beckground.tv
Seit zwölf Jahren sitzt Irene Becker in Berlin im Gefängnis. Zwei Drehtage lang interviewte und begleitete das NDR Team die Serienmörderin durch ihren Gefängnisalltag.

Sie ist in Deutschland die erste wegen Serienmordes verurteilte Pflegekraft, die vor der Kamera über ihre Taten redet. In den exklusiven Interviews fragen wir sie nicht nur nach ihren Motiven. Wir wollen von ihr auch wissen, ob ihre Taten hätten verhindert oder zumindest früher entdeckt werden können.

Zu wenig Kontrollen im Krankenhaus

Irene Beckers Antworten, oft schonungslos und verblüffend eindeutig, rücken die Verantwortung der Krankenhäuser in den Fokus. Kontrolle? Fehlanzeige! Angehörige der Opfer sprechen sogar über Vertuschungsversuche der Taten von Irene Becker und Niels Högel durch Ärzte und  Pflegepersonal. Zudem treffen wir auf ehemalige Weggefährten der Täter, die uns erzählen, wie aus ihren Bekannten Mörder wurden.

Neue Schutzmaßnahmen

Experten analysieren die Serienmorde und decken Probleme der ermittelnden Polizeibehörden auf. Aber sie berichten auch über neue Schutzmaßnahmen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern.

Irene Beckers und Niels Högels Taten sind schockierend. Doch fast noch schockierender ist der Verdacht, dass weitere unentdeckte Mörder in Deutschlands Krankenhäusern tätig sind.

Redaktionsleiter/in
Jochen Graebert
Redaktion
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Produktionsleiter/in
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Autor/in
Wolfgang Klauser
Regie
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Autor/in
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Kamera
Paul Bentzen
Martin Kaeswurm
Schnitt
Matthias Frey
Sprecher/in
Ulla Evrahr