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Montag, 19. November 2018, 22:00 bis
22:45 Uhr
Jahrzehntelang sind in Deutschland 97 Prozent der Moore trockengelegt worden. Das rächt sich nun: Im September hat ein ehemaliges Moor bei Meppen Wochen lang gebrannt. Das Feuer hatte sich unterirdisch durch den trockengelegten Torfkörper gefressen und war kaum zu löschen. Schlagartig sprechen nun alle wieder über eine urdeutsche Landschaft, die aber fast verschwunden ist: das Moor, dessen Boden aus abgestorbenen Pflanzenresten besteht, dem Torf.
Warum überhaupt Torf?
Das Angebot an torffreier Erde für den privaten Gebrauch wächst. Aber in der industriellen Pflanzenproduktion ist er noch nicht wegzudenken. Denn das sehr leichte Substrat kann unter anderem Wasser gut speichern, ist gleichzeitig sehr luftdurchlässig, frei von Giftstoffen und hat einen niedrigen pH-Wert.
Der als nachwachsender Rohstoff gepriesene Torf wächst allerdings nur um einen Millimeter im Jahr. Die Schichten, die abgebaut werden, sind also Jahrhunderte alt.
Trockene Moore sind schlecht fürs Klima
Torf darf nur noch auf einigen wenigen ausgewiesenen Flächen abgebaut werden, die bereits landwirtschaftlich genutzt wurden. Das hat einen guten Grund: Lebende, also nasse Moore können große Mengen Kohlendioxid speichern. Wird das Moor aber trockengelegt, dann zersetzt sich der Torf. Dadurch entweicht Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlendioxid in die Luft. Wird der Torf aus dem Boden geholt und verbraucht, zersetzt sich umso mehr CO2, das über Jahrtausende im Boden gespeichert war.
Die starken Einschränkungen des Torfabbaus in Deutschland sind ein Problem für die Torfproduzenten, die deshalb inzwischen ins Baltikum ausgewichen sind. Dort ist der Torf billig und noch reichlich vorhanden.
Die Zukunft der Moore: Mooszucht?
Hans Joosten kämpft dafür, dass trockenes Land wieder vernässt wird. Er ist einer der führenden Wissenschaftler der Welt in Sachen Moor. Der Professor aus Greifswald weiß, dass die trockengelegten Moore in Deutschland nicht komplett der Natur zurückgegeben werden können. Ein Kompromiss in Sachen Klimaschutz und Landnutzung ist die sogenannte Paludi-Kultur, das Wirtschaften auf nassen Böden.
Auch Torfproduzenten machen sich Gedanken, wie der Torf künftig ersetzt werden kann. Es kommt zu ungewöhnlichen Allianzen: Moorschützer und Torfabbauer versuchen gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie der Torf ersetzt werden kann. Denn noch ist Torf nicht zu ersetzen, wenn wir auch künftig überall und zu jeder Zeit frisches Gemüse im Supermarkt kaufen wollen.
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