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Gewalt gegen Frauen: Verliebt, verlobt, verprügelt

Montag, 11. Mai 2020, 22:00 bis 22:45 Uhr

Viele Frauen bleiben wegen der gemeinsamen Kinder. © NDR/WDR/Daniela Agostini
Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften wird nicht effektiv genug bekämpft.

Gewalt in Partnerschaften, besonders gegen Frauen, ist nach wie vor Alltag in Deutschland. Mehr als 114.000 weibliche Opfer von Partnerschaftsgewalt sind in der polizeilichen Kriminalstatistik 2018 erfasst. Jeden dritten Tag wird eine Frau oder Ex-Frau von ihrem Mann umgebracht, oft deswegen, weil sie ihn verlassen will oder bereits verlassen hatte. Ein Großteil der Gewaltübergriffe in den Partnerschaften kommt nie ans Tageslicht: aus Scham, aus Angst, wegen der Kinder und auch, weil die Unterstützung von außen fehlt.

Corona-Pandemie verschärft Gefahr häuslicher Gewalt

Wegen der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind jetzt Frauen zu Hause noch mehr in Gefahr, häuslicher Gewalt ausgesetzt zu werden. Frauenrechtsorganisationen in Deutschland schlagen deshalb Alarm: ständige Nähe in der Wohnung, Homeoffice, Kinderbetreuung zu Hause und Existenzängste führen zu hohen Belastungen in Familien.

Fehlende soziale Kontrolle und der Mangel an Möglichkeiten, sich Gewaltsituationen zu entziehen, verschärfen die Situation für viele gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder. Daher haben viele Beratungsstellen und Frauenhäuser ihre Arbeitsweise der neuen Situation angepasst und sichern weiterhin Beratung und Schutzunterkünfte für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind.

Letzte Rettung: Frauenhäuser

Petra hielt es 14 Jahre lang bei ihrem prügelnden Ehemann aus, aus Angst um die Kinder, bis sie es endlich schaffte, ins Frauenhaus zu fliehen. Ihre letzte Rettung. In Deutschland gibt es 350 Frauenhäuser mit 6.700 Plätzen für Frauen und ihre Kinder, tatsächlich wären aber mindestens doppelt so viele nötig, sagen Wissenschaftler und Frauenhilfsorganisationen.

"Der Gang zur Polizei - für viele Betroffene von Partnerschaftsgewalt die größte Hürde“", so Daniela im Interview. © NDR/WDR/Daniela Agostini
"Der Gang zur Polizei - für viele Betroffene von Partnerschaftsgewalt die größte Hürde"“, so Daniela im Interview.

Daniela hat es große Überwindung gekostet, sich Hilfe zu holen und ihren Ex-Partner anzuzeigen. Der Mann hatte sie immer wieder geschlagen, gewürgt und beleidigt. "Der Gang zur Polizei und dann zum Gericht waren die schwierigsten Hürden. Denn, wird man mir glauben?", so Daniela. Ihre Aussagen wurden zusätzlich durch Fotos unterstützt, die sie von ihren Verletzungen gemacht hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Schlägern in Partnerschaften wurde Danielas Ex-Partner wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt: auf Bewährung.

Zu wenig Ambulanzen für Gewaltopfer in Deutschland

Häufig aber steht Aussage gegen Aussage. Und die Chancen, mit einer Strafanzeige Erfolg zu haben, sind gering. Gewaltopferambulanzen, in denen Verletzungen gerichtssicher dokumentiert werden, sind in Deutschland rar und unterfinanziert. Auch Therapieprogramme für gewalttätige Männer in Partnerschaften gibt es zu wenige.

Zwei betroffene Frauen klagen an: die Täter, den Staat, aber auch die Gesellschaft. Was muss sich überall ändern, um Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften effektiver zu bekämpfen?

Autor/in
Daniela Agostini
Regie
Daniela Agostini
Kamera
Carla Muresan
Mario Haas
Roland Breitschuh
Schnitt
Tobias Füller
Sprecher/in
Diana Gaul
Redaktion
Astrid Harms-Limmer
Britta Windhoff
Becker, Kathrin

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