Abschlussveranstaltung "Vertell doch mal"

Auf einer Matinee im Hamburger Ohnsorg-Theater sind am Sonntag, 11. Juni 2006, die fünf Gewinner des plattdeutschen NDR-Schreibwettbewerbs "Vertell doch mal!" ausgezeichnet worden. Mit knapp 1.600 Einsendungen zum Thema "De Familienfier" hatte der Wettbewerb in seiner 18. Auflage wieder ein beachtliches Ergebnis erzielt. Aufgerufen hatten die Radio-Landesprogramme des NDR, die Sparkassen und das Ohnsorg-Theater.

Die Siegerin


Den ersten Preis (1.000 Euro) gewann Birgit Lemmermann aus Unterstedt/Kr. Rotenburg/Wümme (Niedersachsen) mit ihrer Geschichte "Olle Knaken". Das erzählende Ich sitzt im Gebälk eines alten Gasthofes und beobachtet den recht deftigen Verlauf einer Hölzernen Hochzeit.
Die Autorin ist zum ersten Mal in der Endrunde des "Vertell doch mal"-Wettbewerbs vertreten. Die 44-jährige Lehrerin hat schon viel in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Neben der Familie und etlichen zusätzlichen Platt-Projekten in der Schule findet sie kaum noch Zeit für ihre weiteren Hobbys wie Malen und Keramikarbeiten. Die Hühnerzucht musste sie sogar schon aufgeben.

Die Zweitplatzierte

Ebenfalls zum ersten Mal dabei ist Heike Thode-Scheel aus Quarnbek (Schleswig-Holstein). Sie kam mit "Afscheed fiern" auf den zweiten Platz und erhielt dafür 750 Euro. In ihrer Geschichte erzählt sie, wie Enkel und Urenkel freudig in Erinnerungen schwelgen, als sie den Nachlass ihrer Oma verteilen. Reportagen und Nachrichten schreibt Heike Thode-Scheel zwar schon lange für die vierzehntägliche plattdeutsche Seite der "Kieler Nachrichten", aber auf die Idee, es einmal mit einer kleinen Geschichte zu versuchen, hat sie erst "Vertell-doch-mal" gebracht. Neben der Schreibkunst ist der Alltag der 47-Jährigen hauptsächlich mit dem Haushalt und den drei kleinen Kindern ausgefüllt.

Die Drittplatzierte

Mit "Mien letzte Familienfier" belegte Renate Greve-Koch aus Braunschweig (Niedersachsen) den dritten Platz und erhielt 500 Euro Preisgeld. In ihrem Text gibt sie die Gedanken einer an Krebs erkrankten Frau wieder, die ihre letzte Geburtstagsfeier vorbereitet.
In ihrem Beruf als Apothekerin arbeitet die 67-jährige Autorin nur noch gelegentlich. Dafür hat die Mutter dreier Söhne jetzt mehr Zeit für ihre Familie und ihre Hobbys: Malen, Lesen, klassische Musik und Schreiben. Dazu veranlasst, es auch einmal auf Plattdeutsch zu versuchen, wurde die frühere Möllnerin erst 2004 durch `Vertell-doch-mal¿. Schon ihr Erstling wurde damals von der Jury für das Buch ausgewählt.

Festliche Ehrung aller Preisträger

Andreas Lausen aus Klein Thurow (Mecklenburg-Vorpommern) erhielt mit "De Jung mütt doch stolt sien!" den vierten Preis und 350 Euro. Darin versucht ein Arbeitsloser die Konfirmationsfeier seines Sohnes zu finanzieren, indem er Mitfahrgelegenheiten auf einem Gruppenticket der Bahn anbietet.
Platz fünf und 250 Euro gingen an Eva Loll aus Graal-Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) für ihre heitere Geschichte "An¿t Finster". Darin geht es um zwei ältere Damen, die einen Trauerzug heimlich von ihrem Fenster aus beobachten.

Als jüngste Autorinnen, die es unter die besten 25 geschafft haben, wurden Stina Nissen (16) aus Lübeck und Elisabeth Gullans (17) aus Hamburg geehrt.

Veröffentlichung der 25 schönsten Geschichten


Durch das Programm der Preisverleihung führten Tanja Tönnies und Christoph Prehn aus der Zentralredaktion Niederdeutsch im NDR Landesfunkhaus Schleswig-Holstein. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgten Liederjan und Charmonia. Die Preise wurden u.a. verliehen von Hans-Heinrich Ehlen (Niedersächsischer Landwirtschaftsminister), Wolfgang Börnsen (MdB, Kultur- und Medienpolitischer Sprecher der CDU-CSU-Bundestagsfraktion, und Christian Seeler, Intendant des Ohnsorg-Theaters. Den Publikumspreis überreichte Heinz-Dieter Gerkens vom Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverband.

Pünktlich zum Abschluss ist auch das neue "Vertell doch mal!"-Buch unter dem Titel "De Familienfier" erschienen (Wachholtz-Verlag Neumünster, 9,90 Euro). Darin enthalten sind die 25 besten Geschichten des Wettbewerbs.

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