Stand: 07.10.2011 09:25 Uhr

Schleswig-Holstein Magazin exklusiv: Familie erhebt schwere Vorwürfe im Gorch-Fock-Todesfall Jenny Böken

von N. von Studnitz

Ein widersprüchlicher Obduktionsbericht und zweifelhafte Zeugenaussagen - drei Jahre nach dem Tod der Gorch-Fock-Kadettin Jenny Böken äußert die Familie in der heutigen Ausgabe des NDR Schleswig-Holstein Magazins (Freitag, 7. Oktober) erhebliche Zweifel an einer sauberen Ermittlungsarbeit von Marine und Kieler Staatsanwaltschaft. Die 18-jährige Jenny Böken war in der Nacht vom 3. auf den 4. September 2008 während einer Wache über Bord des Segelschulschiffs Gorch Fock gegangen. Marine und Staatsanwaltschaft gehen von einem Unfall aus.

Der Rechtsanwalt der Familie, Reiner Dietz, fordert nun eine Wiederaufnahme des Todesermittlungsverfahrens und stützt sich dabei nach seinen Aussagen auf eine Reihe neuer Einzelheiten. Vor allem die Untersuchungen der Todesursache geben laut Dietz Rätsel auf. So spricht der Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft von einem Tod durch Ertrinken. Laut Obduktionsbericht hatten die Lungen der jungen Frau jedoch kein Wasser aufgewiesen - ein Befund, der Ertrinken als Todesursache ausschließen würde. Auch hatte die Marine nach Angaben des Anwalts offenbar schon vor Dienstantritt der jungen Kadettin Zweifel an ihrer Eignung für den Dienst auf der Gorch Fock. Auf einer Personalkonferenz soll darüber diskutiert worden sein, dass Jenny Böken unter Schlafstörungen litt und immer wieder während Übungen und im Unterricht einschlief.

Der Anwalt der Familie bezeichnet die Ermittlungen in Teilen als "amateurhaft" und "wohlwollend". Er hat mehrere Strafanzeigen wegen fahrlässiger Tötung und unterlassener Hilfeleistung gestellt und will den Fall neu aufrollen. Inzwischen glauben auch Jennys Eltern, Marlis und Uwe Böken, nicht mehr an einen Unfall. Stattdessen spricht die Mutter von einer Tat.


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