"Das rote Atom": NDR Dokumentation über Stalins vergessene Wissenschaftsstadt Obninsk
Sendetermin: Montag, 2. März, 23.00 Uhr, NDR Fernsehen
In der russischen Stadt Obninsk wird nach dem Zweiten Weltkrieg Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Stalin verwirklicht hier seinen Traum vom "roten Atom". Zu Beginn des Kalten Krieges will er der ganzen Welt die Überlegenheit des Kommunismus demonstrieren und auch den internationalen Wettlauf in der zivilen Atomforschung gewinnen. Das gelingt ihm: 1954 geht in Obninsk nach jahrelanger, streng geheimer Forschung das weltweit erste Atomkraftwerk ans Netz. Für den Westen ein Schock, für den Rest der Welt ein gefeiertes Monument moderner Technik.
Heute, 55 Jahre später, ist dieser Glanz verflogen. Obninsk ist zwar immer noch eine Wissenschaftsstadt, kämpft aber mit den neuen Bedingungen, die die Marktwirtschaft mit sich bringt. Der erste Atomreaktor der Welt soll abgerissen werden. Nur einige Bewohner wie der 69-jährige Atompionier Anatoly Voropaev kämpfen hartnäckig gegen das Vergessen. Wer weiß noch, dass die ersten Forscher in Obninsk Deutsche aus Hitlers Atomprojekt waren? Rudolf Pose war damals zwölf Jahre alt, als sein Vater Institutsleiter in Obninsk wurde. Für den Film "Das rote Atom" kehrt Pose erstmals an den Ort seiner Kindheit zurück.
Mit bisher unveröffentlichtem Filmmaterial und zahlreichen Zeitzeugen erzählen die Autoren Michael Rutz und Christian Heynen in ihrer packenden Dokumentation von den Triumphen und Tragödien in der Geschichte der Stadt Obninsk. Sie zeichnen das facettenreiche, intensive und stimmungsvolle Bild einer russischen Forschungsstadt im Wandel - und sie treffen ihre Bewohner, die auf der Suche nach ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind.
27. Februar 2009/IB