Stand: 30.01.2018 12:35 Uhr

NDR/ARTE-Reportage über Polen schlägt Wellen in Brüssel – Film im NDR Fernsehen und NDR Mediathek

Sendetermin: Sonnabend, 3. Februar, 12.15 Uhr, NDR Fernsehen

Im Europäischen Parlament brodelt es: Der Stuhl des polnischen EU-Vizepräsidenten Ryszard Czarnecki wackelt, nachdem vier Fraktionsvorsitzende des Parlaments Mitte Januar seine Amtsenthebung forderten. Am Donnerstag, 1. Februar, soll darüber entschieden werden, ob das Amtsenthebungs-Verfahren formal in Gang gesetzt wird. Ausgelöst hatte den Wirbel die NDR/ARTE Reportage „Polen vor der Zerreißprobe – Eine Frau kämpft um ihr Land“ von Annette Dittert. In dem Film über die polnische Oppositionspolitikerin und EU-Abgeordnete Róza Thun schildert sie die aktuelle Situation in dem Land unter Führung der nationalpopulistischen Regierungspartei PiS. Czarnecki hatte den regierungskritischen Film als antipolnische Nazipropaganda und die Autorin als neue Leni Riefenstahl beschimpft. Róza Thun beleidigte er für ihre kritischen Äußerungen der polnischen Regierung gegenüber als Landesverräterin und „Szmalcownik“. Das NDR Fernsehen zeigt „Polen vor der Zerreißprobe – Eine Frau kämpft um ihr Land“ am Sonnabend, 3. Februar, um 12.15 Uhr. Der Film ist bereits jetzt in der NDR Mediathek abrufbar (https://www.ndr.de/fernsehen/Polen-Reportage-AT,sendung740474.html).

Der Begriff „Szmalcownik“ bezeichnet Nazi-Kollaborateure, die Juden an die Deutschen verraten haben - die Wortwahl Czarneckis ist eine Tabuverletzung in Polen. In den sozialen Medien begann parallel eine Welle von Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen. Róza Thun steht mittlerweile in Brüssel unter Polizeischutz. Czarnecki teilte in einem Radiointerview bereits mit, dass er eher auf sein Amt verzichten werde, als seine Aussagen zu revidieren. Er wirft Róza Thun vor, sie habe ihr Heimatland „bespuckt“, er müsse sich „für nichts entschuldigen“. Sollte das Amtsenthebungsverfahren eingeleitet werden, könnte Czarnecki schon wenige Tage später seinen Posten verlieren.

Auch in den regierungsnahen polnischen Medien hat die NDR/ARTE-Reportage heftige Reaktionen ausgelöst. Seit Wochen wird dort gegen den Film und besonders gegen Róza Thun Stimmung gemacht. Im mittlerweile gleichgeschalteten öffentlich-rechtlichen Fernseh-Programm TVP 1 wurde die Reportage als „antipolnische Nazipropaganda“ und Róza Thun  als „Verräterin“ bezeichnet. Das habe, so Annette Dittert, Methode: Kritische Politiker und Journalisten würden in den entsprechenden Medien immer wieder mit Nazis verglichen oder der Propaganda bezichtigt, um sie „aus dem Spiel zu werfen“.

Derzeit arbeitet Annette Dittert an einer 45-minütigen Dokumentation über die Entwicklungen nach der Ausstrahlung von „Polen vor der Zerreißprobe – Eine Frau kämpft um ihr Land“.

Annette Dittert steht gern für Interviews zur Verfügung. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Iris Bents, NDR Presse und Information, Tel. 040/4156-2304, E-Mail i.bents@ndr.de.

Die Reportage „Polen vor der Zerreißprobe – Eine Frau kämpft um ihr Land“ finden Sie Ansicht auch im digitalen Vorführraum des NDR Presseportals (www.NDR.de/presse).

30. Januar 2018 / IB

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