Stand: 01.02.2018 18:00 Uhr

Kind einer deutschen IS-Anhängerin erstmals in die Bundesrepublik gebracht

Erstmals ist ein Kind einer deutschen IS-Anhängerin aus irakischer Haft entlassen und durch Familienangehörige in die Bundesrepublik gebracht worden. Bei dem Kind handelt es sich nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung um einen 14 Monate alten Jungen, der im IS-Gebiet geboren ist. Seine Eltern stammen aus Hessen und sitzen im irakischen Erbil in Untersuchungshaft. Gegen die beiden wird in Deutschland und im Irak wegen Terrorismus-Verdachts ermittelt.

Die Bundesregierung bemüht sich seit Wochen um die Freilassung und Überführung der Kinder deutscher IS-Anhängerinnen. Allein im Irak geht es um mindestens 15 Kinder, die meisten sind Babys und Kleinkinder. Die irakischen Behörden unterstützen das Ziel, die Minderjährigen nach Deutschland zu bringen.

Der Großvater des Jungen war in den Irak gereist. Er hat das Kind unter Vermittlung des Auswärtigen Amtes und mit Zustimmung der irakischen Justiz übergeben bekommen und den Jungen mit nach Deutschland genommen. Zuvor wurde ein DNA-Test erstellt, um die Verwandtschaft nachzuweisen. Reporter von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung haben den Großvater, der anonym bleiben möchte, bei der Reise begleitet. „Was die Eltern gemacht haben, da können die Kinder ja nichts dafür“, sagte er. Nun müsse sich der Junge an ihn als neue Bezugsperson gewöhnen. Schließlich hätten sich die beiden nie zuvor gesehen.

Die Bundesregierung begründet ihre Entscheidung, sich in Haft befindende Kinder mutmaßlicher IS-Anhänger nach Deutschland zu holen, mit humanitären Erwägungen und der Schutzpflicht für die eigenen Staatsbürger. Vor allem seien Kinder nicht für die Taten der Eltern verantwortlich. Auch die Vereinten Nationen hatten zuletzt gemahnt, die Kinder von Anhängern der Terrormiliz dürften nicht in Vergessenheit geraten oder gar staatenlos werden.

Wie viele deutsche Kinder neben dem Irak noch in Syrien in Haft sitzen, ist nicht bekannt. Viele der im Irak einsitzenden mutmaßlichen IS-Anhänger wünschen sich nach unseren Recherchen eine Rückführung der Söhne und Töchter zu Familienangehörigen nach Deutschland.

1. Februar 2018 / RP

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