Stand: 24.02.2020 18:00 Uhr

„Inside Treuhand: Vom Niedergang eines Baugiganten – der Fall HMB“

Einst war die HMB eines der größten Baukombinate der DDR mit bis zu 16.000 Beschäftigten. Prestigereiche Aufträge wie der Bau des Bundeskanzleramtes gehörten nach der Wiedervereinigung zum Portfolio der Firma. Heute beschäftigt das Unternehmen gerade noch 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Privatisierung der Halleschen Mitteldeutschen Bau AG ist spektakulärer Einzelfall und Spiegelbild einer komplexen Treuhandrealität zugleich. 1993 übernimmt der türkische Großkonzern TEKFEN die marode HMB in Halle/Saale, verspricht Investitionen und garantiert Arbeitsplätze. Doch trotz Großaufträge und Millionenförderungen durch die öffentliche Hand, schrumpfen die türkischen Investoren eines der größten DDR-Baukombinate mit tausenden Beschäftigten innerhalb eines Jahrzehnts zu einer winzigen Firma.

Mithilfe interner Dokumente rekonstruiert NDR Info den Privatisierungsfall. „Inside Treuhand: Vom Niedergang eines Baugiganten – der Fall HMB“ zeigt am Beispiel der heutigen Halleschen Mitteldeutschen Bau AG den komplexen Verkaufsprozess des einstigen DDR-Vorzeigebetriebs mit seinen schwerwiegenden Folgen. Der Fall reicht über das offizielle Ende der Treuhandanstalt im Jahr 1994 hinaus bis in die Gegenwart.

Interviews mit ehemaligen HMB-Mitarbeitern, Treuhandspitzenmanagern und Wissenschaftlern ergänzen den exklusiven Blick in die Akten. Dabei wird deutlich: Gerecht wird man der Treuhand nur mit einem differenzierten Blick: Sie taugt weder allein zum Vorbild noch zum Sündenbock.

Nachdem die Akten der Treuhandanstalt 25 Jahre unter Verschluss lagen, werden sie seit einigen Jahren im Bundesarchiv erschlossen und sind damit erst jetzt zugänglich. Mit der umfangreichen NDR Info Recherche und dem Blick in bisher nicht zugängliche Treuhandakten wählen die Reporter einen aufwendigen Weg, um die Arbeit der Behörde besser zu verstehen. Denn auch dreißig Jahre nach ihrer Gründung scheiden sich Gemüter und politische Debatten an der Treuhandanstalt. Einige sehen in ihr die rettende Behörde, die mit viel Aufwand innerhalb kürzester Zeit unter Einsatz von Milliardensummen die gesamte marode DDR-Staatswirtschaft übernahm und erfolgreich in die Marktwirtschaft der BRD überführte. Für andere ist die Treuhandanstalt schuld am wirtschaftlichen Niedergang der neuen Bundesländer.

Bis heute liegen wenige Fakten darüber vor, wie in konkreten Fällen innerhalb der Behörde Entscheidungen getroffen wurden. Anhand des Privatisierungsfalls HMB rekonstruiert NDR Info diese internen Abläufe. Die Recherche liefert neue Eindrücke für die anhaltende politische Diskussion über die Folgen der Treuhandarbeit in Ostdeutschland. Die Einzelfallbetrachtung von Privatisierungsvorgängen mit Hilfe dieser Unterlagen steht auch in der wissenschaftlichen Forschung erst am Anfang.

Sende- und Veröffentlichungstermine:

„Inside Treuhand: Vom Niedergang eines Baugiganten - der Fall HMB“, zwei halbstündige Features: Teil 1: „Kombinat sucht Käufer“, Teil 2: „Baukombinat baut nicht mehr“, ab Dienstag, 25. Februar, online auf NDR.de und in der NDR Info-App. Im NDR Info-Radio in der Sendung „Das Forum“, am 25. und 26. Februar jeweils um 20.30 Uhr.

Die Folgen der Treuhandarbeit für die ostdeutsche Wirtschaft sind Thema der „Redezeit“, am 25. Februar um 21.05 Uhr im NDR Info-Radio.

Berichterstattung im Radioprogramm von NDR Info vom 25. bis 28. Februar mit Berichten und Gesprächen, alles abrufbar über die NDR Info-App.

Die Autor*innen der Features und der aktuellen Berichterstattung sind Lena Gürtler, Christoph Heinzle und Marc Hoffmann. Die Redaktion haben: Jens Brommann und Kersten Mügge.

24.02.2020 / RP

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