Stand: 20.06.2018 15:52 Uhr

Französische Aktivisten aus der Anti-Atomkraft-Bewegung offenbar an mehreren Ausschreitungen beim G-20-Gipfel in Hamburg beteiligt

Nach Erkenntnissen der Hamburger Sonderkommission „Schwarzer Block“ waren französische Aktivisten offenbar an mehreren schweren Ausschreitungen während des G20 Gipfels im Juli 2017 beteiligt. Nach Recherchen des NDR konnten die Ermittler eine Gruppe von mindestens drei Personen identifizieren, die aus der französischen Anti-Atomkraft-Szene stammen sollen.

In diesem Zusammenhang wurden am Morgen (20. Juni) Durchsuchungen in Commercy und Bure im ostfranzösischen Departement Meuse durchgeführt. Sie richteten sich gegen zwei Tatverdächtige, eine 25-jährige Frau und einen 35-jährigen Mann. Die beiden Aktivisten traten nach Recherchen des NDR während des G20-Gipfels im Hamburger Schanzenviertel und bei der versuchten Erstürmung der Elbphilharmonie am 7. Juli 2017 zusammen mit einem weiteren Franzosen, Loïc S., auf, den die Ermittler seit Ende Mai mit europäischem Haftbefehl suchen.

Der 22-jährige Loïc S. war nach Erkenntnissen der Polizei auch an den schweren Zerstörungen beteiligt, die ein Schwarzer Block am frühen Morgen des 7. Juli bei einem Zug über die Hamburger Elbchaussee angerichtet hat. Angesichts der erkennbaren Planung und gemeinschaftlichen Durchführung dieses Zuges gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass sich alle Teilnehmer dieses Schwarzen Blocks des schweren Landfriedensbruchs und der Brandstiftung in einem besonders schweren Fall schuldig gemacht haben.

Beim Versuch der Festnahme in Frankreich am 29. Mai war Loïc S. von der Polizei nicht angetroffen worden. In einem Schreiben hat der mutmaßliche Tatverdächtige inzwischen seine Position erläutert. Demnach stand er bereits mehrfach in Frankreich wegen verschiedener Protestaktionen vor Gericht, unter anderem für gewaltsame Auseinandersetzungen um das geplante Atomendlager in Bure. Loïc S. schreibt in seinem Brief, die Vorwürfe der Behörden seien konstruiert. Wörtlich schreibt er: „Propaganda, Kriminalisierung, Öffentlichkeitsfahndung, der geringste Auflehnungsakt wird stark unterdrückt. Die Rache der Mächtigen steht furchtbar bevor.“

Nach Recherchen des NDR waren ausländische Linksextremisten bei den G20-Gewalttaten in großer Zahl vertreten. Im Vorfeld des G20-Gipfels hatten deutsche Aktivisten auch in der europäischen linksextremistischen Szene gegen den G20-Gipfel mobilisiert.

20. Juni 2018/RP

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