Stand: 11.12.2017 17:50 Uhr

Existenzängste bei Musikschullehrern – Norden besonders betroffen

Für Musikschullehrer liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen bei 13.400 Euro brutto. Sie haben in der Regel jahrelang studiert und leben trotzdem am Existenzminimum. Das Problem: Seit den 80er-Jahren werden zunehmend Stellen abgebaut und in Honorarverträge umgewandelt. In Schleswig-Holstein ist der Anteil der Honorarkräfte besonders gestiegen. 2011 waren dort 38 Prozent der Musikschullehrer Honorarkräfte, 2015 bereits 64 Prozent.

Eine aktuelle Umfrage der Gewerkschaft ver.di unter mehr als 4000 Lehrkräfte an privaten und öffentlichen Musikschulen zur „Einkommenssituation und Arbeitsbedingungen von Musikschullehrkräften“, die dem „Kulturjournal“ des NDR Fernsehens vorliegt, deckt eine desaströse soziale Situation auf: Die Einkommen liegen teilweise unterhalb der Armutsgrenze; bei 60 Prozent der Befragten handelt es sich darüber hinaus um das höchste oder sogar einzige Einkommen im Haushalt. Zudem würden sich 80 Prozent der Befragten eine Festanstellung wünschen.

Der Vorsitzende des Verbands der Musikschulen in Schleswig-Holstein, Willi Neu, sagte dazu auf Nachfrage des „Kulturjournal“: „Wir brauche in der Tat mehr Festangestellte, um die langfristigen Effekte der Musikausbildung zu gewährleisten, und wir wollen dazu selbstverständlich alle Partner mit ins Boot bekommen. Das sind auf der einen Seite die kommunalen Träger und insbesondere das Land, was sich derzeit in Schleswig-Holstein noch in der Förderung etwas zurückhält.“

„Zurückhaltende Förderung“ meint in diesem Fall, dass das Land nur drei Prozent zur Finanzierung beiträgt. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) in Schleswig-Holstein wollte dem „Kulturjournal“ vor der Kamera zu diesem Thema kein Interview geben. Sie erklärte schriftlich: „Man kann sich immer mehr wünschen – da bin ich auch dabei.“

Das „Kulturjournal“ spricht in seiner heutigen Sendung um 22.45 Uhr im NDR Fernsehen mit einer Musikschullehrerin über ihren Arbeitsalltag, mit ver.di über die Umfrage und mit dem Landesverband der Musikschulen in Schleswig-Holstein über die Situation im Land.

11. Dezember 2017/RP

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