Soziale Kompetenz als berufliche Kernkompetenz

In der modernen Arbeitswelt stellt neben der fachlichen Kompetenz die soziale Kompetenz eine wesentliche Komponente bei der beruflichen Qualifikation dar. Die Arbeit in wechselnden Teams, mit unregelmäßigen Arbeitszeiten  und als Repräsentant des Unternehmens in der Öffentlichkeit, verlangt von den Auszubildenden des NDR ein hohes Maß an Belastbarkeit, Team-, Konflikt-, Kommunikations- und Organisationsfähigkeit. Entsprechend wird "Soziale Kompetenz" während der Ausbildungszeit zum Mediengestalter, Veranstaltungstechniker und Informationselektroniker auch immer wieder theoretisch und praktisch zum Thema gemacht.

In einem ersten Grundlagenseminar, dem Seminar "KiT – Kommunikation im Team", gehen die Azubis unter Leitung der Dipl.-Psych. ChriStine Kruse der Frage nach: "Was heißt es eigentlich, sich "sozial kompetent" zu verhalten?" Sie beschäftigen sich mit den Grundlagen der Kommunikation nach Schulz von Thun, üben unterschiedliche Kommunikationswege,  wie das professionelle Telefonat und die berufliche Mail. Unternehmenskultur, das eigene Auftreten im Betrieb und der erste Eindruck werden beleuchtet.

Beim Dreh eines Films zum Thema "Richtiges Verhalten als Auszubildender" arbeiten die Auszubildenden eigenverantwortlich im Team. Aufgabenverteilung und Zeitmanagement liegen in ihrer Hand. Die gemachten Erfahrungen, Schwierigkeiten und Erfolge werden anschließend im Seminar in Hinblick auf die zuvor behandelten Inhalte ausgewertet.

Im Folgenden schildern zwei Seminargruppen ihre Erfahrungen mit dem Seminar und besonders mit dem Filmprojekt und präsentieren ihre fertigen Filme.

Filmentstehung:

Während unseres Kommunikations-Seminars im April diesen Jahres erhielten wir Azubis im Bereich Mediengestaltung Bild und Ton und Informationselektronik die Aufgabe einen "Azubi - Knigge" - ein Handbuch für den guten Umgang in Form eines Films zu gestalten.

Das Team

Wie erstellt man einen Knigge, wenn man doch selbst kein Musterexemplar ist? Wir hatten die Idee, die Aufgabe umzudrehen und darzustellen, wie sich NDR-Azubis möglichst nicht benehmen sollten.

Das Seminarteam © NDR/Wolfgang Conrad
Das Seminarteam

Nun galt es, möglichst viele unerwünschte Verhaltensweisen in unseren täglichen Arbeitsalltag einzubauen: im Seminar, in der Praxiszeit in einer Bildregie und im E-Mail-Verkehr mit unserem Ausbildungskoordinator Tom Hauser. Um den Zusammenhalt im Team noch mehr zu stärken, haben wir uns überlegt, eine Situation mit allen Auszubildenden in unserer Seminargruppe zu drehen. Die beiden anderen Situationen haben wir jeweils in der halben Gruppe produziert.

Pro Szene haben wir uns fünf Dinge ausgedacht, die ein Azubi besser nicht tun sollte.

Ob man nun in der Regie während einer Live-Sendung im Studio ahnungslos das Licht ausschaltet, E-Mails mit Bitte um Rückantwort nicht beantwortet oder im Seminar einem vollbepackten Kollegen noch einen leeren Kaffeebecher auf die Kisten stellt – wir hatten bei der Produktion all dieser Szenen unglaublich viel Spaß.

Beim ersten Anschauen unseres fertigen Films waren wir alle sehr stolz, dass der Film unsere Erwartungen noch übertroffen hat.

Das Filmprojekt hat uns als Team zusammengeschweißt. Wir konnten spüren, dass man sich auf jeden einzelnen verlassen kann. Die Zusammenarbeit mit Kollegen, die man sonst eher selten oder gar nicht sieht, war eine Bereicherung für uns alle.

Das KiT-Seminar

KiT – das steht für "Kommunikation im Team“. Und Kommunikation ist im Beruf des Mediengestalters viel wichtiger als man im ersten Moment vielleicht denkt.

Natürlich muss jeder wissen, wie sein Gerät, beispielweise die Kamera, technisch richtig bedient wird, aber wer nicht mit den anderen kommuniziert, der weiß während der Livesendung auch nicht, was zu tun ist und hat unnötig viel Stress. Dadurch ist die Gefahr, einen Fehler zu machen, deutlich höher.

In unserem KiT-Seminar haben wir uns mit den grundlegenden Theorien der Kommunikation, ähnlich wie man sie auch aus der Schule noch kennt, beschäftigt. Wie ist eine Nachricht vom Sender an den Empfänger gemeint? Sollte es eine reine Information sein, ein Appell, Auskunft über Beziehung oder eine Selbstkundgabe? Wenn man die Nachricht als Empfänger richtig deuten kann, ist das schon mal gut. Wer aber als Sender bewusst über diese Dinge nachdenkt, bevor etwas gesagt wird, kann viel effizienter und ohne Missverständnisse unter Kollegen kommunizieren.

Neben der trockenen, aber auch interessanten Theorie in den ersten Tagen haben wir auch die alltägliche Kommunikation per Mail und Telefon trainiert: Wie verhält man sich am Telefon, wenn man mit unbekannten und fremden Personen spricht? Wie werde ich am anderen Ende wahrgenommen? Auch bei dem Thema E-Mail-Kommunikation kann man viele Fehler machen, was uns vorher teilweise gar nicht so bewusst war.

Zum Film "B und Hannover"

Highlight der Woche dürfte für uns alle aber das Filmprojekt gewesen sein – schließlich machen wir die Ausbildung zum Mediengestalter/in Bild und Ton. Die einzige Vorgabe war es, dass die Themen Kommunikation und soziale Kompetenz innerhalb eines Films umgesetzt werden. Eine weitere Vorgabe, die sich bereits in den ersten Planungsrunden für uns erschlossen hat, war die Tatsache, dass der Film lustig sein muss – eine trockene, humorlose Darstellung der Themen kommt überhaupt nicht in Frage. Nach einigen Überlegungen, die trotz Kommunikationsseminar hin und wieder sehr chaotisch in der großen Gruppe ausdiskutiert wurden, sind wir zu dem einstimmigen Entschluss gekommen: Was eignet sich dafür besser, als einen "Azubi-Knigge" zu erstellen?